"Making a Murderer": Protagonist soll freigelassen werden

Brendan Dassey is pictured in this undated booking photo
Brendan Dassey is pictured in this undated booking photo(c) REUTERS (HANDOUT)
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Brendan Dassey und sein Onkel Steven Avery sind die Hauptfiguren in der Netflix-Serie "Making a Murderer", die Mängel im US-Justizsystem bloßstellte.

Einer der beiden Hauptdarsteller in der US-Doku-Serie "Making a Murderer" über die Mängel im amerikanischen Justizsystem kommt vermutlich bald aus dem Gefängnis. Ein Richter in Wisconsin ordnete am Freitag die Freilassung von BrendanDassey an, der gemeinsam mit seinem Onkel Steven Avery wegen Mordes lebenslang in Haft sitzt.

Sollte die Staatsanwaltschaft keinen Widerspruch einlegen, käme der 26-Jährige in 90 Tagen frei.

Dassey und sein 54-jähriger Onkel sind die Hauptpersonen in der auf dem Streamingdienst Netflix veröffentlichten Serie. Sie wurden des gemeinsamen Mordes an einer jungen Frau im Jahr 2005 schuldig gesprochen.

Die Netflix-Dokumentation deckte jedoch eine Reihe von Schlampereien, wenn nicht sogar Manipulationen, bei den Ermittlungen auf sowie weitere Ungereimtheiten, bei denen sich die Frage stellt, ob Dassey und Avery nicht zu Unrecht im Gefängnis sitzen.

16-Jähriger ohne Beistand von Erwachsenem verhört

Das Urteil gegen die Beiden beruht vor allem auf dem Geständnis des damals 16-jährigen, geistig etwas beschränkten Dassey. Richter William Duffin übte nun heftige Kritik an der Art der Ermittlungen, in deren Rahmen Dassey unter anderem ohne Beistand eines Erwachsenen verhört wurde. Diese hätten zu "unfreiwilligen" Geständnissen geführt.

Besonders harsch aber fiel das Urteil des Richters über Dasseys damaligen Pflichtverteidiger Leonard Kachinsy aus. Dessen Fehlverhalten gegenüber seinem jungen Mandanten sei "durch nichts zu rechtfertigen", sagte Duffin.

Nach Beginn der Serie, deren Titel sich in etwa mit "Die Herstellung eines Mörders" übersetzen lässt, wurden immer wieder Rufe nach der Freilassung Dasseys und seines Onkels laut. In einer Petition an das Weiße Haus verlangten mehr als 130.000 Unterzeichner zudem ihre Begnadigung. Das Weiße Haus wies darauf hin, dass es sich in dem Fall um kein Verfahren vor einem Bundesgericht handelte und ihm deshalb die Hände gebunden seien.

Avery war bis 2003 schon einmal 18 Jahre lang wegen Vergewaltigung unschuldig in Haft gesessen. Nach seiner Freilassung verklagte er die Verantwortlichen auf Schadenersatz. Zwei Jahre später wurde er dann des Mordes an der 25-jährigen Fotografin Teresa Halbach schuldig gesprochen und zu lebenslanger Haft verurteilt.

(APA/AFP)

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