Neun Männer, ein Opfer: Mutmaßliche Vergewaltiger in Haft

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Am Neujahrsmorgen soll in Wien eine Gruppe von Irakern eine 28-Jährige missbraucht haben. Nun nahm die Polizei die Verdächtigen fest.

Wien. Am Morgen des 1. Jänner 2016 kam die junge Frau aus Deutschland wieder zu sich. Sie war nackt, lag auf dem Bett in einer ihr unbekannten Wohnung in Wien Leopoldstadt und war offensichtlich zuvor von mehreren Männern vergewaltigt worden. Immer noch schwer alkoholisiert wandte sie sich an die Polizei. Am vergangenen Wochenende, siebeneinhalb Monate später, nahmen Einsatzkräfte aus drei Bundesländern neun tatverdächtige Iraker fest.

Der Aktion waren schwierige Ermittlungen des Wiener Landeskriminalamts vorausgegangen. Viele Details der Tatnacht liegen bis heute im Nebel. Aufgrund der am Neujahrstag gesicherten Spuren steht zweifelsfrei bisher nur fest: Die Vergewaltigung durch mehrere Männer hat in der Neujahrsnacht zwischen 2 und 6 Uhr morgens stattgefunden. Weil sich die 28-Jährige wegen einer schweren Alkoholisierung an keine Einzelheiten der Tat erinnern kann, gründen Staatsanwaltschaft und Polizei ihre Erkenntnisse überwiegend auf den Abgleich von DNA-Profilen, die Auswertung von Überwachungskameras in der Tatnacht sowie – offiziell bisher nicht bestätigt – eine größer angelegte Auswertung von Bewegungsprofilen von Mobiltelefonen.

Gesichert scheint, dass das Opfer die neun Iraker während der Neujahrsfeiern am Schwedenplatz kennengelernt hatte. Eigentlich war die Frau zu Besuch bei einer in Wien lebenden Freundin. Wie sie in jene Wohnung gelangte, in der sie nach der Vergewaltigung zu sich kam, daran konnte sie sich bei der Polizei nicht mehr erinnern. Ebenso war sie bei ihrer Aussage nicht dazu in der Lage, die Ermittler an den Tatort zurückzuführen: Auch den hatte sie wegen ihrer starken Alkoholisierung vergessen. Weil die gesicherten Spuren in den polizeilichen Datenbanken keine Treffer ergaben, begann für das Fahndungsteam die schwierige Suche nach der Wohnung und den Verdächtigen.

Nun trug die Arbeit Früchte. Samstag und Sonntag wurden neun Iraker im Alter zwischen 21 und 47 Jahren festgenommen. Einige von ihnen sind Asylwerber, die anderen anerkannte Flüchtlinge. Die Zugriffe fanden sowohl in Wohnungen als auch in Asylwerberunterkünften in Wien, Niederösterreich und der Steiermark statt.

Wie die Männer zu einander stehen, wie sie sich kennenlernten und zur Tat verabredeten, ist ungeklärt. In den Verhören schwiegen sie bisher, sagten nur, dass sie nichts mit der Tat zu tun hätten.

Wie der Fall öffentlich wurde

Die Ermittler bewerten das anders. Nach Abgleich der DNA-Spuren bestünden nur die methodisch bedingten Zweifel, dass andere die Täter seien. Wie viele der neun das Opfer selbst vergewaltigt haben, und wie viele „nur“ Beitragstäter sind, wird noch erhoben. Derzeit geht das Kriminalistenteam von vier Haupttätern aus.

Polizeisprecher Paul Eidenberger sagte, dass der Fall bisher deshalb nicht veröffentlicht worden sei, weil es sich um eine Tat in einer Privatwohnung gehandelt habe. „So etwas kommt öfter vor, zum Schutz der Opfer machen wir es nicht bekannt.“ Da nun allerdings Verdächtige identifiziert werden konnten, und die Zahl der Verdächtigen außergewöhnlich hoch sei, habe man sich für die Veröffentlichung entschieden. „Auch im Sinne der Prävention“, wie Eidenberger sagte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.08.2016)

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