Anschluss für junge Asylwerber

Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Wien (Archivbild).
Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Wien (Archivbild).(c) APA/HERBERT NEUBAUER
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Der Expertenrat fordert gezielte Maßnahmen für Jugendliche. An den Schulen brauche es mehr Psychologen.

Wien. Bei jugendlichen Asylwerbern, die älter als 15 Jahre alt sind, orten die heimischen Integrationsexperten größere Probleme: Denn während jüngere Flüchtlinge eine Schule besuchen können (und müssen), sind die älteren überhaupt nicht an das Bildungssystem angebunden. „Das ist problematisch, denn diese Situation trifft auf viele unbegleitete minderjährige Flüchtlinge zu, die zwar hohe Chancen auf einen Verbleib in Österreich haben, aber nicht selten eine unterbrochene Bildungskarriere aufweisen“, heißt es im aktuellen Integrationsbericht (siehe auch Seite 5). Es sei daher notwendig, gezielte Maßnahmen zu setzen, die diesen Jugendlichen Bildungs- und Berufskarrieren ermöglichen.

Der Umgang mit genau dieser Gruppe hat bereits öfter für Kontroversen gesorgt – etwa, weil polytechnische Schulen sie als außerordentliche Schüler aufgenommen haben, was laut Bildungsministerium nicht erlaubt ist. Auch die neu paktierte Ausbildungspflicht gilt für jugendliche Asylwerber nicht. Dafür gibt es 27 Millionen Euro jährlich für Basisbildungskurse. Es gibt auch Übergangsstufen für Jugendliche, die dann in berufsbildende Schulen einsteigen wollen. In Wien sollen bis zu 1000 Jugendliche künftig mit dem sogenannten Jugendcollege aufgefangen werden. Die Integrationsexperten fordern, diese Maßnahmen zu evaluieren und einen akkordierten Plan zu erstellen. Es brauche auch eine kompetenzorientierte Bildungspflicht, also: dass die Schulpflicht nicht nach neun Jahren erfüllt ist – sondern erst, wenn entsprechende Kompetenzen erworben wurden.

Flüchtlingsklassen vereinheitlichen

In den Schulen brauche es mehr Schulpsychologen, um Schüler mit Traumata betreuen zu können. Die Flüchtlingsklassen, die im vergangenen Schuljahr immer mehr wurden, sollen in Finanzierung, Inhalten und Didaktik vereinheitlicht werden. Das Bildungsressort sollte außerdem Materialien zur Verfügung stellen, um Schüler über das Thema Flucht aufzuklären. Und einmal mehr fordern die Experten die rasche Umsetzung eines zweiten Pflichtkindergartenjahres für Kinder, die nicht genug Deutsch sprechen. (beba)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.08.2016)

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