Nach Amoklauf: Waffen-Verkäufer tappt in Scheingeschäft

Die deutsche Polizei kam dem Waffenverkäufer des Münchener Amokläufers auf die Spur.
Die deutsche Polizei kam dem Waffenverkäufer des Münchener Amokläufers auf die Spur.APA/AFP/DANIEL ROLAND
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Die Polizei verhaftet den Mann, von dem der Münchener Amokläufer seine Pistole gekauft hatte. Er führt sie zu einer in einer Verkehrsinsel vergrabenen Kiste.

Mit einem im sogenannten Darknet fingierten Waffengeschäft haben Ermittler den mutmaßlichen Verkäufer der Waffe des Amokläufers von München gefasst. Gemeinsam mit dem 31-Jährigen wurde am Dienstag in Marburg auch eine Frau festgenommen.

Eine Spezialeinheit des Zollkriminalamts Köln hatte den Mann bei dem Scheingeschäft in der Nähe des Busbahnhofs von Marburg (Hessen) gefasst. Er sollte am Mittwoch dem Haftrichter vorgeführt werden. Die Polizei ist bereits auf weitere Waffen gestoßen, wie bei einer Pressekonferenz Mittwochvormittag bekannt gegeben wurde. Der 31-Jährige habe die Ermittler in einer ersten Vernehmung auf eine in Köln bei einer Verkehrsinsel vergrabene Kiste hingewiesen, sagte der Sprecher der Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft, Alexander Badle.

Darin seien eine Maschinenpistole, vier halbautomatische Pistolen und Munition gefunden worden. Die 31 Jahre alte Lebensgefährtin des mutmaßlichen Waffenhändlers ist inzwischen wieder auf freiem Fuß. Es habe keine konkreten Anhaltspunkte gegeben, dass sie in das Waffengeschäft eingebunden war.

Waffen und Munition sichergestellt

Der 31-Jährige hat den Ermittlungen zufolge dem Amokschützen von München die Pistole verkauft, mit der dieser neun Menschen und sich selbst tötete. Bei dem Scheingeschäft stellten sie die bestellte Maschinenpistole, eine Pistole und Munition sicher, für die ein Preis von insgesamt 8000 Euro vereinbart worden war. Der Mann trug in einem Schulterholster zudem eine geladene Pistole bei sich.

Schon bei der Anbahnung des fingierten Geschäfts hatte er erzählt, dem Amokschützen die verwendete Pistole und die Munition bei zwei Treffen verkauft zu haben. Seine Angaben decken sich mit den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft München und des Bayerischen Landeskriminalamts.

Handel mit illegalen Waffen im Internet

Der illegale Handel mit scharfen Waffen verlagert sich nach Einschätzung der Ermittler zunehmend ins Internet. Die Täter glaubten, dort im Darknet anonym tätig sein zu können, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt, Günter Wittig. "Der Erfolg am heutigen Tag zeigt jedoch, dass es nicht so ist."

Der Amokläufer von München hat den Angaben zufolge für die Pistole der Marke Glock und Munition insgesamt 4.350 Euro gezahlt. Dies sei aus den Ermittlungen gegen den mutmaßlichen Waffenhändler hervorgegangen, der am Dienstag in Marburg gefasst worden war. Mit der Waffe hatte der 18-Jährige im Juli neun Menschen erschossen und sich selbst getötet.

"Hätte mehr Opfer geben können"

Es hätte auch mehr Opfer geben können. "Aber offensichtlich wollte er niemanden mehr töten", sagte ein Sprecher des bayerischen Landeskriminalamts am Mittwoch. Den Ermittlungen zufolge war der 18-Jährige am Tatabend unter anderem in ein Wohnhaus gegangen und hatte mehrere Anrainer getroffen. Doch der Schütze habe seine Waffe zu dem Zeitpunkt nicht mehr in der Hand gehabt. Der 18-Jährige hatte am 22. Juli neun Menschen und sich selbst getötet. 36 Menschen wurden verletzt.

(APA/dpa)

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