Superstars überstrahlen Gastgeber

(c) APA/AFP/BEN STANSALL
  • Drucken

Ob Michael Phelps, Usain Bolt oder Simone Biles - die großen Favoriten begeisterten bei Olympia. Lange Wege, leere Plätze und unfaire Pfiffe bleiben von Rio in weniger guter Erinnerung.

Top - Michael Phelps: Mit fünfmal Gold und einmal Silber beschloss der US-Schwimmstar als 28-facher Olympia-Medaillengewinner, 23 davon in Gold, seine großartige Karriere – wohl ein Rekord für die Ewigkeit. Der 31-Jährige avancierte in Rio zum vierten Mal in Folge zum erfolgreichsten Olympia-Teilnehmer und gewann als erster Schwimmer über 200 Meter Lagen viermal auf der gleichen Strecke Gold.

Flop - Ryan Lochte und Kollegen:Der zweite US-Schwimmstar machte mit der mageren Ausbeute von einmal Staffel-Gold sportlich kaum auf sich aufmerksam, dafür umso mehr mit dem erfundenen Raubüberfall. Lochtes Lügengeschichte brachte den Olympia-Gastgeber völlig zu Unrecht in Erklärungsnot. Wenngleich der 32-Jährige langsam Einsicht zeigt (siehe Artikel unten), so bleibt die Frage nach den niederen Beweggründen dennoch unbeantwortet.

Top - Usain Bolt: Der Sprintstar aus Jamaika feierte in Rio das Triple-Triple, triumphierte nach Peking 2008 und London 2012 zum dritten Mal über 100 und 200 Meter sowie mit der 4x100-Meter-Staffel und stieg zum sechstbesten Sommer-Olympioniken auf. Es war sein letzter Auftritt im Zeichen der fünf Ringe.

Flop - Lange Wege: Die vier Sportstättenzentren lagen weit auseinander, der Transport war ein Albtraum, die Beschilderung oft schlecht. Zehntausende Freiwillige bemühten sich, aber nur wenige sprachen Englisch.


Top - Katie Ledecky:
Die US-Amerikanerin, 19, entwickelt sich zum Phelps-Pendant bei den Frauen. In Rio schwamm sie zum ersten Kraul-Triple seit 48 Jahren; mit viermal Gold, einmal Silber sowie zwei Weltrekorden gab sie ein verheißungsvolles Versprechen für die Zukunft ab.


Top - Magere Kulisse: Offiziell wurden 84 Prozent aller Tickets verkauft, doch leere Plätze gab es in allen Wettkampfstätten, selbst beim Fußball. Für viele Einheimische waren die Preise zu hoch, zudem kamen deutlich weniger Touristen als erhofft. Der Weg bis zum Sportvergnügen war geprägt von Warteschlangen und Transportproblemen.


Top - Simone Biles: Die US-Turnerin, 19, begeisterte mit perfekten Sprüngen und jugendlicher Leichtigkeit. Zwar vergab sie auf dem Schwebebalken die historische fünffache Krönung, mit viermal Gold im Einzel- und Team-Mehrkampf, Sprung und Boden schloss sie aber zu Granden wie Larissa Latynina (UdSSR), Ágnes Keleti (HUN/beide 1956), Věra Čáslavská (ČSSR/1968) und Ecaterina Szabó (ROM/1984) auf.


Flop - Brasilianisches Publikum: So frenetisch die Brasilianer die eigenen Athleten bejubelten, so gnadenlos wurden die Gegner niedergemacht. Ihren negativen Höhepunkt erreichten die Schmähungen im Stabhochsprungfinale, als Favorit Renaud Lavillenie während seines Bewerbs und auch bei der Siegerehrung Pfiffe und Buhrufe erntete. Dem Franzosen, der hinter Lokalmatador Thiago Braz da Silva Silber gewann, kamen ob dieser Szenen sogar die Tränen.


Top - Thomas Zajac/Tanja Frank:Das Segelduo beendete in der neuen Mixed-Klasse Nacra 17 die rot-weiß-rote Durststrecke und gewann 2923Tage nach der letzten Olympia-Medaille durch Kanutin Violetta Oblinger-Peters in Peking 2008 Bronze. Es sollte das einzige ÖOC-Edelmetall bleiben, wenngleich Schützin Olivia Hofmann (5.), Diskuswerfer Lukas Weißhaidinger (6.), Einerruderin Magdalena Lobnig (6.) oder Judoka Bernadette Graf (5.) Hoffnung auf mehr für Tokio 2020 machten.


Flop - ÖOC-Ausbeute: Trotz Förderung im Projekt Rio verbuchte Österreich die drittschlechteste Bilanz nach den Nullnummern von Tokio 1964 und London 2012. Bronze erfüllte die hohen Erwartungen an das Segelteam nicht, die Schwimmer (kein Vorlaufaufstieg) oder Hürdensprinterin Beate Schrott (Vorlaufletzte) enttäuschten auf ganzer Linie.


Top: Premieren - Ob Gold für Fidschi (Rugby), Singapur (Schwimmen) oder Kosovo (Judo), viele Länder erlebten historische Erfolge. So auch der Iran, für den Kimia Alisadeh mit Taekwondo-Bronze die erste Frauenmedaille der Geschichte gewann.


Flop: Wertungen - So manche Entscheidungen der Wertungsrichter im Boxen, Turnen oder der Gymnastik erzürnten nicht nur die Athleten, sondern waren auch aus objektiver Sicht nicht nachzuvollziehen.


Top: Austria House - Der Andrang war groß, die Party gelungen. Mehr als 70.000 Besucher schauten im angemieteten Klubhaus von Botafogo vorbei.


Flop: Olympia-Dorf - Ob nicht funktionierende Sanitäranlagen, fehlendes Putzservice oder schlechtes Essen, die Beschwerden der Athleten über das olympische Dorf waren groß. Das Budget war deutlich kleiner als in Peking oder London, es bleibt die grundsätzlich Frage: mehr Geld oder weniger Komfort? (swi)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.08.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

 Lukas Weißhaidinger überraschte als Sechster im Diskuswurf, in Tokio peilt er eine Medaille an.
Olympia

Österreichs Olympia-Zukunft, ungewiss und hoffnungsfroh

Eine Bronzemedaille rettete Österreichs Ehre in Rio, zur allgemeinen Zufriedenheit fehlte vieles. Manches Karriereende kündigt sich an, die Leistung einiger junger Sportler lässt für Tokio 2020 auf Besserung hoffen.
Mit einer farbenfrohen Abschlusszeremonie endeten die Spiele der XXXI. Olympiade in Rio de Janeiro. [
Olympia

Olympia: Super Mario übernimmt Staffelholz

Nach dem feierlichen Abschied von Rio begrüßte Tokio mit verkleidetem Premier die Spiele 2020. Japan verspricht perfekte Organisation und kurze Wege, der Preis dafür ist hoch.
Thomas Zajac und Tanja Frank
Olympia

Österreich hinkt im Medaillenspiegel hinterher

Nicht nur ähnlich große Länder wie Ungarn oder Kroatien waren in Rio erfolgreicher, sondern auch Exoten wie Fidschi oder Grenada.
SAILING-OLY-2016-RIO
Olympia

Olympia im ORF: Beste Quote erzielten Segler

Ingesamt 4,8 Millionen Menschen sahen im ORF die Olympischen Spiele in Brasilien. In London vor vier Jahren war die Quote deutlich höher.
Shinzo Abe
Olympia

Japans Premier ging bei Abschiedsfeier als "Super Mario"

Shinzo Abe tauchte bei der Zeremonie im Maracana-Stadion als Maskottchen der Sommerspiele 2020 auf.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.