Salzburg konnte sich auch im neunten Anlauf nicht für die Champions League qualifizieren. Gegen Dinamo Zagreb (1:2 n. V.) fehlten nur wenige Minuten zum großen Glück.
Meister Salzburg hatte sich Mittwochabend zum bereits neunten Mal in der Ära Red Bull in der Qualifikation zur Königsklasse versucht, fünf Mal war die Mannschaft seit 2006 an der allerletzten Hürde gescheitert. Primgeiger wie Kevin Kampl oder Sadio Mané sucht man in der aktuellen Formation vergeblich, der letzte verbliebene Publikumsheld und Ausnahmefußballer in den Reihen ist Jonatan Soriano. Ein Einsatz des Spaniers war aufgrund muskulärer Probleme bis Mittwochvormittag fraglich, nach dem bestandenen Belastungstest gab es grünes Licht.
Allein die Anwesenheit des Kapitäns auf dem Rasen sollte dem Team Sicherheit geben. „Er schießt die Tore, er legt sie auf. Jonatan ist unser Schlüsselspieler“, erklärte Trainer Oscar Garcia kurz vor Spielbeginn. Garcia, ein Landsmann Sorianos, schickte die gleichen elf Mann wie beim Hinspiel vor acht Tagen in die Schlacht. Und Salzburg begann höchst engagiert. Zagrebs portugiesischer Torhüter Eduardo wurde erstmals in der achten Minute durch Mitspieler Sigali und Soriano geprüft, kurz darauf hatte Berisha die erste Topchance (9.). Salzburg wirkte frischer und agiler als der Gegner, die Anfangsphase war höchst ansehnlich und vielversprechend.
Ein Tor, unbändiger Jubel
Als Valentino Lazaro den österreichischen Meister in der 22. Minute tatsächlich in Führung schoss, waren 22.000 Zuschauer mitsamt Mäzen Dietrich Mateschitz und Leipzig-Sportdirektor Ralf Rangnick euphorisiert. Lazaros Tor war eines der Marke Weltklasse: Mit der Ballannahme an der Mittellinie ließ er den ersten Gegenspieler ins Leere fahren, es folgte ein unwiderstehliches Solo von der Mittellinie, eine perfekte Körpertäuschung und ein satter Schuss unter die Latte. Salzburg war der Champions League in diesem Moment einen großen Schritt näher.
Zagreb, seit 21 Pflichtspielen ungeschlagen, enttäuschte in Halbzeit eins auf ganzer Linie. Die erste Chance hatte Dinamo erst in der 44. Minute durch den Chilenen Fernandes, seinem Kopfball fehlte es aber an Wucht und Präzision.
Salzburg hingegen begeisterte mit rasch vorgetragenen Kombinationen. Soriano (38./45.) und Lazaro (45.), der sich vor den Augen von Teamchef Marcel Koller für eine Nationalteam-Einberufung (heute Kaderbekanntgabe) empfahl (45.), fanden weitere Möglichkeiten vor. Bei all dem offensiven Engagement verlor Salzburg zugleich nie die Ordnung, war defensiv bestens organisiert.
Zwei Tore, Fassungslosigkeit
Die Gastgeber blieben auch nach Wiederbeginn die bessere Mannschaft. Bernardo setzte nach Zusammenspiel mit Soriano ein Zeichen (56.), kurz darauf hatte die Garcia-Elf Pech, als ein klares Sigali-Handspiel im Strafraum vom schottischen Unparteiischen nicht geahndet wurde (62.). Nicht ins Konzept passten auch die frühen verletzungsbedingten Wechsel von Schwegler (46.), Lazaro (61.) und Wanderson (66.). Zagreb schöpfte nochmals Hoffnung, der Kopfball von Júnior Fernándes (70.) machte Mut. Auf der Gegenseite vergab Berisha riesige Chance zur Vorentscheidung (80.).
Und dann kam es, wie es immer kommt, wenn Salzburg in der Champions-League-Qualifikation spielt. Zagreb kam in der 87. Minute durch einen abgefälschten Schuss von Fernandes zum 1:1-Ausgleich. Fassungslosigkeit auf der Betreuerbank, nun wurde dieses Duell in der Verlängerung und in den Köpfen der Spieler entschieden. Die Angst, erneut zu versagen, sie stieg sekündlich. In der fünften Minute der Verlängerung besiegelte Soudani mit seinem Tor das Schicksal der Salzburger, die nur noch ein Mal durch Laimer (100.) gefährlich wurden.
Heute (18 Uhr, live in ORF Sport Plus) werden in Monaco die acht Champions-League-Gruppen ausgelost. Wieder ohne Salzburg. Eigentlich unglaublich.
("Die Presse", Print-Augabe 25.08.2016)