Frauen sind im Schnitt 25 Jahre in Pension

(c) Clemens Fabry
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Die Dauer des Pensionsbezugs ist binnen fünf Jahren um gleich 1,6 Jahre gestiegen. Insgesamt ist 2015 in Österreich die Zahl der Pensionen um 0,2 Prozent auf 2,3 Millionen (ohne Beamtenpensionen) weiter leicht angewachsen

Wien. Die Lebenserwartung der Österreicher und Österreicherinnen steigt, das schlägt sich bei der Dauer des Pensionsbezugs deutlich nieder und sorgt damit für zusätzlichen Diskussionsstoff wegen der Finanzierungsprobleme der Pensionen. Im Schnitt war ein österreichischer Pensionsbezieher (Männer und Frauen gerechnet) laut den jüngsten verfügbaren Daten des Sozialministeriums vom Juli dieses Jahres, die der „Presse“ vorliegen, 21,6 Jahre im Ruhestand. Das ist allein im Vergleich zum Jahr 2010 ein Anstieg um 1,6 Jahre.

Die Frauen sind bei der Dauer des Pensionsbezugs den Männer im Durchschnitt deutlich voraus. Das liegt vor allem auch daran, dass in der gesetzlichen Pensionsversicherung (ASVG, Bauern, Gewerbe) das reguläre Pensionsantrittsalter mit 60 Jahren bis zum Jahr 2024 noch um fünf Jahre unter jenem der Männer liegt. Frauen dürfen sich demnach im Schnitt 24,6 Jahre über den Bezug der Pension freuen. Im Jahr 2010 lag der Wert bei 23,1 Jahren. Zum Vergleich: Bei den Männer ist die durchschnittliche Bezugsdauer von 17,9 auf 19,1 Jahre gestiegen.

Im Schnitt knapp 1200 Euro

Ebenfalls auffallend bei dieser neuen Statistik ist der deutliche Rückgang bei den Beziehern einer Ausgleichszulage (Mindestpension). Im Vorjahr bezogen noch 215.609 Personen eine Ausgleichszulage (für Alleinstehende sind das maximal 883 Euro im Monat). Im Jahr 2011 lag deren Zahl noch bei 234.679. Hintergrund ist, dass zunehmend Personen mit einem höheren Pensionsanspruch aus eigener Erwerbstätigkeit den Ruhestand antreten.

Insgesamt ist 2015 in Österreich die Zahl der Pensionen um 0,2 Prozent auf 2,3 Millionen (ohne Beamtenpensionen) weiter leicht angewachsen. Die Durchschnittspension (gerechnet alle direkten Pensionszahlungen) lag im Vorjahr bei 1197 Euro brutto im Monat, die durchschnittliche Invaliditätspension machte 1058 Euro monatlich ist. Das ist ganz knapp unter dem Wert von 1068 Euro, ab dem Pensionisten steuerpflichtig sind.

Interessant ist auch die Entwicklung bei den Anträgen und Zuerkennungen von Pensionen in der Halbjahresstatistik des Sozialministeriums. Demnach hat die Zahl der Anträge auf eine Alterspension von Jänner bis Juni dieses Jahres mit knapp 40.000 im Vergleich zum ersten Halbjahr 2015 insgesamt um 17,4 Prozent zugenommen, jene für die sogenannte Schwerarbeiterpension sogar um 42,9 Prozent auf 3426 Anträge. Bei der Schwerarbeiterpension handelt es sich um eine Form der Frühpension, die nach einer bestimmten Anzahl von Jahren mit schwerer Arbeit vor dem Ruhestand möglich ist und die nach den Verschärfungen bei der Frühpension für Langzeitversicherte (Hacklerregelung) seit Beginn 2014 als alternativer Weg in den vorzeitigen Ruhestand attraktiver geworden ist. Das zeugt sich nicht nur bei den Anträgen. Bei den Neuzuerkennungen der Schwerarbeiterpension gab es sogar ein Plus von fast 70 Prozent im Vergleich des ersten Halbjahres 2015 zu 2016. Allerdings ist der Anteil in absoluten Zahlen mit 1801 neu zuerkannten Schwerarbeiterpensionen heuer von Jänner bis Ende Juni noch immer vergleichsweise gering, bei den Hacklerpensionen gab es in den ersten sechs Monaten 2016 mit 5873 noch immer gut dreimal so viele Neuzuerkennungen.

Insgesamt liegen die Gesamtausgaben für die Pensionen laut Gebarungsvorschau von Mitte Mai bei 40,8 Milliarden Euro, wobei die Kosten von rund einer Milliarde Euro für die etwa 215.000 Bezieher von Ausgleichszulagen (Mindestpensionen) einbezogen sind. Zum Vergleich: 2015 waren es nach den endgültigen Zahlen 39,54 Milliarden Euro. Heuer stammen davon 27,6 Milliarden Euro aus den Pensionspflichtbeiträgen, weitere rund drei Milliarden aus sonstigen Erträgen der gesetzlichen Pensionsversicherung sowie zehn Milliarden Euro aus Mitteln aus dem Bundesbudget (inklusive Ausgleichszulagen).

2011 betrug der Gesamtaufwand der Pensionsversicherung hingegen 34 Milliarden Euro, damals mussten 8,85 Milliarden Euro aus dem Budget zugeschossen werden, dazu kommt allerdings damals wie heute noch eine ähnliche Summe für die Beamtenpensionen.

6. September: Gast bei Schelling

Die Daten bilden auch die Basis eines Treffens von SPÖ-Pensionistenpräsident Karl Blecha und ÖVP-Seniorenbundchefin Ingrid Korosec mit Finanzminister Hans Jörg Schelling am 6. September, also Dienstag kommender Woche. Die Seniorenvertreter werden dort auch einige ihrer Anliegen vorbringen, es geht auch um die Pensionserhöhung von mageren 0,8 Prozent für 2017.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.09.2016)

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