Bis die Beschäftigtenquote das Niveau von Inländern erreicht hat, dauert es laut OECD-Berechnung 15 bis 20 Jahre.
In Österreich waren 2014 rund 58 Prozent der Flüchtlinge in Beschäftigung, bei Frauen waren es knapp die Hälfte. Damit liegt Österreich über dem EU-Durchschnitt. Bis die Beschäftigtenquote das Niveau von Inländern erreicht hat, dauert es laut OECD 15 bis 20 Jahre. Und jene Flüchtlinge, die gut qualifiziert sind, werden oft unter ihrem Können beschäftigt, so die zentralen Punkte eines heute präsentierten Arbeitspapier von EU-Kommission und OECD.
OECD-Experte Thomas Liebig betonte bei der Erstpräsentation der Zahlen im März 2016 in Wien, dass auch "alteingesessene Flüchtlinge" in diese Daten miteinbezogen wurden: "Unterscheidet man zwischen den alteingesessenen und den neuen Flüchtlingen, ist die Erwerbstätigenquote bei den neueren Flüchtlinge sehr gering. Der Grund dafür kann einerseits an der anderen Zusammensetzung der neu ankommenden Flüchtlingen liegen, andererseits daran, dass die Integration in den Arbeitsmarkt lang dauert", sagte er damals.
1,8 Millionen Flüchtlinge in der EU im Jahr 2014
Das Forschungspapier hat die Situation von Flüchtlingen untersucht, die vor 2014 zugewandert sind. Zu diesem Zeitpunkt haben sich 1,8 Millionen Flüchtlinge in der EU aufgehalten. Vier Fünftel davon entfielen auf vier Staaten (Deutschland, Großbritannien, Schweden und Frankreich). 59 Prozent von ihnen waren Männer.
Auffallend ist, dass nach mindestens zehn Jahren erst rund 50 Prozent der Flüchtlinge die Staatsbürgerschaft Österreichs hatten. In Schweden waren es hingegen über 80 Prozent.
Weiters fällt auf, dass die Anziehungskraft für gut ausgebildete Flüchtlinge nicht unbedingt mit der Wirtschaftskraft des Landes zusammenhängt: Zwei Drittel der Flüchtlinge in Spanien hatten eine gute Ausbildung, in Deutschland und Italien waren es unter 15 Prozent.
Situation in Deutschland überdurchschnittlich schlecht
Wobei in Deutschland die Situation allgemein überdurchschnittlich schlecht ist. Hier hatten 40 Prozent nach zehn Jahren die deutsche Staatsbürgerschaft. Gerade einmal 40 Prozent sprachen nach zehn Jahren die Sprache ihres Gastlandes auf fortgeschrittenem Niveau. In Österreich sind es immerhin über 50 Prozent, im EU-Schnitt knapp über 60 Prozent.
Die Studie bestätigt die Forderung der Politik nach einem raschen Erlernen der Sprache. So hätten in Deutschland nur rund 28 Prozent der Sprachanfänger einen Job, bei den Fortgeschrittenen seien es über 60 Prozent. Gleichzeitig stieg die Beschäftigung mit steigender Qualifikation aber nicht so stark wie bei Inländern.
In den ersten fünf Jahren nach Ankunft im neuen Gastland hatten 2014 nur ein Viertel der Flüchtlinge einen Job. Nach zehn Jahren waren es knapp über 50 Prozent. Erst nach rund 20 Jahren nähert sich das Niveau dem der Einheimischen an.
(APA)