Nordkorea bestätigt erneute Atomtests

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Seismologen haben ein Erdbeben der Stärke 5,0 festgestellt. Trotz Sanktionen setzt Nordkorea die Entwicklung seines Atomwaffenprogramms fort.

Nordkorea hat am Freitag wieder einen Atomversuch unternommen. Das nordkoreanische Staatsfernsehen berichtete, dass man nun in der Lage sei, atomatre Sprengköpfe auf ballistische Raketen zu montieren. Der Test sei eine Reaktion auf die Bedrohungen feindlicher Mächste, darunter auch die USA.

Zuvor hatten Seismologen ein Erdbeben der Stärke 5,0 in Nordkorea festgestellt. So wurde vermutet, dass es sich um eine künstliche Explosion durch einen neuen Nukleartest handeln könnte.

Die Sprengkraft war Experten zufolge gewaltiger als bei allen anderen Tests zuvor. Jeffrey Lewis vom Middlebury Institut Internationaler Studien in Kalifornien schätzte sie auf 20 bis 30 Kilotonnen. Das wäre mehr als die Bombe auf die japanische Stadt Hiroshima (circa 15 Kilotonnen). Südkoreas Militär ging der Nachrichtenagentur Yonhap zufolge vorerst von zehn Kilotonnen aus.

Scharfe internationale Reaktionen

China protestierte scharf gegen den neuen Test und rief alle Parteien zur Zurückhaltung auf. US-Präsident Barack Obama kündigte "ernste Konsequenzen" für jede Art von Provokation des abgeschotteten Landes an. Die EU sprach von einer "ernsten Gefahr für den Frieden". Deutschland bestellte den nordkoreanischen Botschafter in Berlin ein. Der UN-Sicherheitsrat setzte noch für Freitag in New York eine Dringlichkeitssitzung an.

Auch Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) verurteilte in einer Aussendung am Freitag "diese neuerliche Verletzung der Resolutionen des UNO-Sicherheitsrates auf das Schärfste". Eine klare Reaktion des Sicherheitsrates sei erneut notwendig. "Diese massive Missachtung internationalen Verpflichtungen ist unverantwortlich."

Die Erdstöße wurden bei dem Testgelände Punggye-ri festgestellt, wo Nordkorea im Jänner seinen vierten Atomtest vorgenommen hatte, wie der südkoreanische Generalstab berichtete. Das Militär analysiere die Informationen. Alle unterirdischen Atomversuche Nordkoreas seit 2006 sind bisher auf dem Versuchsgelände Punggye-ri vorgenommen worden.

Satellitenaufnahmen zeigten Vorbereitungen

Zuvor hatten Satellitenaufnahmen dort schon Aktivitäten entdeckt, die auf Vorbereitungen auf einen fünften Atomversuch hindeuten könnten. Nach dem Atomtest im Jänner und dem umstrittenen Start einer Weltraumrakete im Februar ist die Lage in der Region sehr gespannt. Der UN-Sicherheitsrat hatte die Sanktionen gegen Pjöngjang verschärft.

Ungeachtet der Verwarnungen und Strafmaßnahmen durch die Vereinten Nationen hatte der isolierte stalinistische Staat mit Machthaber Kim Jong-un an der Spitze seine Raketentests fortgesetzt. Erst am Montag hatte Nordkorea erneut ballistische Raketen gestartet und damit den Gipfel der Staats- und Regierungschefs der führenden Industrie- und Schwellenländer (G-20) im ostchinesischen Hangzhou überschattet.

Am Dienstag erst hatte der UN-Sicherheitsrat den jüngsten Raketentest Nordkoreas scharf verurteilt. Damit habe das Land gegen zahlreiche Resolutionen des Gremiums verstoßen, hieß es in einer Mitteilung des Rates.

(APA/DPA)

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