Die Zeitung "Aftenposten" postete das Foto von Nick Ut, Facebook löschte es wegen Nacktheit. "Sie missbrauchen ihre Macht", schreibt der Chefredakteur nun an Mark Zuckerberg. Nun ist das Bild wieder online.
Es ist ein Bild, das das Grauen des Vietnamkrieges für immer festhielt: die neunjährige Phan Thi Kim Phuc von brennendem Napalm getroffen nackt und schreiend auf einer Landstraße lief. Die größte norwegische Zeitung "Aftenposten" postete das Bild des Fotografen Nick Ut auf Facebook. Doch das soziale Netzwerk löschte das berühmtes Foto zusammen mit einem kritischen Artikel von der Seite des Blatts, weil das abgebildete Mädchen nackt ist. Daraufhin hat sich der Chefredakteur von "Aftenposten", Espen Egil, direkt an Facebook-Gründer Mark Zuckerberg gewandt. Er warf ihm Zensur und Machtmissbrauch vor.
Nach massiver Kritik stellte Facebook das Foto am Freitagabend doch wieder online. Obwohl auf dem Bild ein unbekleidetes Kind zu sehen sei, erkenne das Online-Netzwerk die historische Bedeutung des Fotos an, hieß es am Freitag in einer Facebook-Stellungnahme beim Technologieblog "Recode".
"Auf autoritäre Weise Freiheit einschränken"
Egils Brief an Zuckerberg hatte zuvor weltweit Solidaritätsbekundungen hervorgerufen. "Ich finde, dass Sie Ihre Macht missbrauchen, und ich tue mich schwer damit zu glauben, dass Sie das gründlich durchdacht haben", schrieb der Journalist. Er sei "verärgert, enttäuscht" und besorgt darüber, dass "das wichtigste Medium der Welt Freiheit einschränkt anstatt zu versuchen, sie auszuweiten, und dass das gelegentlich auf eine autoritäre Weise passiert".
Die Aufforderung an die Zeitung, das Bild zu entfernen, sei Mittwochfrüh in Form einer E-Mail vom Hamburger Facebook-Büro gekommen. "Weniger als 24 Stunden, nachdem die E-Mail abgeschickt worden war, und bevor ich Zeit hatte, zu antworten, sind Sie selbst eingeschritten und haben den Artikel und das Bild von der Facebookseite von "Aftenposten" entfernt", schrieb Egil Hansen.
In dem Artikel auf Facebook-Seite hatte die Zeitung über den norwegischen Autor Tom Egeland berichtet, den das soziale Netzwerk vor einigen Wochen blockiert hatte, nachdem er sieben berühmte Kriegsfotos - darunter das mit dem nackten Mädchen - auf seiner Facebook-Seite gepostet hatte. Wegen der Veröffentlichung erlitt die Zeitung dasselbe Schicksal.

Facebook erklärte, es sei schwierig, bei Fotografien mit nackten Kindern einen Unterschied zu machen und die Veröffentlichung in einem Fall zu erlauben und in einem anderen nicht. "Wir versuchen, die richtige Balance zu finden zwischen der Möglichkeit für Menschen, sich auszudrücken, und einer sicheren und respektvollen Umgebung für unsere globale Gemeinschaft. Unsere Lösungen werden nicht immer perfekt sein, aber wir werden versuchen, unsere Regeln und die Art, wie wir sie anwenden, zu verbessern."
>> Der vollständige Brief des "Aftenposten"-Chefredakteurs (Englisch)
(APA/dpa)