Jahreswechsel bringt Dürrewelle für Steueroasen

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Ab 2017 beginnt der globale automatische Austausch über Kontodaten.

Wien. In den IT-Abteilungen der heimischen Banken herrscht ungewöhnlicher Hochbetrieb. Denn zusätzlich zum normalen Geschäft müssen die Institute bis Ende September auch eine Unmenge an Daten aufbereiten und an die heimischen sowie internationalen Fiskalbehörden übermitteln. Grund dafür ist einerseits das im Vorjahr beschlossene nationale Kontenregister, für das bereits im August der Startschuss gegeben wurde. Darin werden sämtliche Konten, Depots und Sparbücher der Österreicher gesammelt und – ohne Information über die Kontostände – zentral gespeichert.

Per Ende September startet Österreich zudem mit dem automatischen Datenaustausch über Konten von im Ausland Steuerpflichtigen. Hierbei werden auch die Vermögensstände sowie Kapitalerträge an ausländische Finanzbehörden übermittelt. Die Daten von österreichischen Steuerpflichtigen, die Konten in einem anderen Land haben, werden in der Regel ab 1. Jänner 2017 an die heimische Finanz übermittelt.

„Der automatische Steueraustausch ist die Klimaerwärmung für Steueroasen. Er wird sie austrocknen“, sagt dazu Constantin Veyder-Malberg, Chef der Capital Bank, die sich mit dem Thema schon seit Jahren intensiv beschäftigt. Denn 101 Länder werden sich an dem Datenaustausch beteiligen. Darunter auch Länder wie die British Virgin Islands, Jersey oder das zuletzt ins Visier der Schwarzgeldjäger gekommene Panama. Bis auf ein paar Länder in Afrika, die aber meist über keine Finanzinfrastruktur verfügen, würde eigentlich die gesamte Welt bei dem Austausch mitmachen, so Veyder-Malberg.

Ausnahme sind justament die USA, die mit ihrem eigenen System Fatca eigentlich der Auslöser für den Datenaustausch waren. Die Amerikaner drohten nämlich allen Ländern eine Strafsteuer von 30 Prozent auf jegliche Finanztransaktionen an, wenn sie beim Datenaustausch mit den US-Steuerbehörden nicht mitmachen würden. Auch Österreich hat deshalb ein Fatca-Abkommen mit den USA. Dieses beinhaltet zwar Reziprozität. Allerdings boten die Amerikaner neben direkten Austausch zwischen den Steuerbehörden auch eine Light-Variante an, bei der der mühsamere Weg über die Banken gewählt werden muss.

Österreich entschied sich als nur eines von fünf Ländern für die zweite Variante. Aus den USA wird die heimische Finanz daher noch keine automatischen Daten erhalten.

Selbstanzeige empfohlen

Anders ist dies aber bei Ländern, die etwa nach dem Steuerabkommen mit der Schweiz im Jahr 2012 Ziel von heimischem Schwarzgeld wurden. „Nun erwischt es jene, die 2012 etwa nach Singapur gegangen sind“, sagt Veyder-Malberg. Er empfiehlt daher den Weg der Selbstanzeige, um das Geld endlich in den „weißen Bereich“ zu bringen. Wer 2012 übrigens in der Schweiz geblieben ist, aber anonym bleiben wollte und daher die bis zu 34-prozentige einmalige Strafsteuer zahlte, der müsse sein Geld nun auch aus der Schweiz abziehen und nach Österreich bringen. Nur dann bleibe die Vermögenshöhe weiterhin geheim, aus der Schweiz werden die Daten hingegen genau gemeldet.

Meldungen wird es aber auch in Bereichen mit wohl wesentlich weniger Nullen am Ende der Ziffern geben – etwa bei Direktbanken, die hierzulande mit ausländischer Lizenz tätig sind. Ein Beispiel dafür ist Moneyou der holländischen ABN Amro. Bei diesen Konten wird die Kapitalertragsteuer nicht automatisch abgeführt. Die heimische Finanz wird künftig aber über die Erträge informiert.

Solche Informationen könnte es künftig auch geben, wenn Österreicher ins Ausland ziehen, hierzulande aber noch Konten oder Depots haben. „Es könnte also sein, dass Steuerbehörden künftig darüber streiten, wer die Steuern verlangen darf“, sagt Veyder-Malberg.

Kontoöffnung nur bei Verdacht

Das inländische Kontoregister bleibt indes nur eine Sammlung der einer Person zugeordneten Konten, Sparbücher und Depots. Es soll nur die Arbeit von Finanz- oder Strafvollzugsbehörden erleichtern, wenn bereits konkrete Vorwürfe – etwa auf Steuerbetrug – vorhanden sind. Über Finanzonline kann dabei jeder Österreicher die mit ihm verknüpften Konten ansehen. (jaz)

AUF EINEN BLICK

Per 1. Jänner 2017 startet der globale automatische Austausch über Kontodaten. Die Kontostände und Kapitalerträge von Ausländern werden dabei an das jeweilige Heimatland der betreffenden Person gemeldet. 101 Länder machen dabei weltweit mit – auch Steueroasen wie Virgin Islands oder Panama. Österreich beginnt mit der Meldung von Steuerdaten ausländischer Steuerpflichtiger bereits per Ende September dieses Jahres.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.09.2016)

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