Hunderte Menschen waren an Bord des am Mittwoch gekenterten Schiffes. Viele Schiffbrüchige werden noch vermisst, die Zahl der Toten kann weiter steigen.
Bei dem Untergang eines Flüchtlingsbootes vor der ägyptischen Mittelmeerküste sind nach jüngsten Angaben etwa 150 Menschen ertrunken. Am Freitag wurden Dutzende zusätzliche Leichen aus dem Meer geborgen, nachdem das Boot am Mittwoch nahe der Hafenstadt Rosetta gekentert war, wie das Gesundheitsministerium in Kairo mitteilte.
Viele Schiffbrüchige würden noch vermisst, die Zahl der Toten werde deshalb voraussichtlich weiter steigen, sagte ein Sprecher der Provinzverwaltung Beheira dem ägyptischen Staatsfernsehen. Die Rettungsaktion im Mittelmeer dauere an. 163 Bootsinsassen wurden gerettet, darunter mehr als hundert Ägypter sowie zahlreiche Sudanesen und Eritreer.
Nach Angaben von Überlebenden war das Boot völlig überladen. Die staatliche Nachrichtenagentur Mena berichtete von etwa 600 Passagieren. Andere Medien sprachen von 300 bis 400 Menschen an Bord. Informationen zum Schicksal der übrigen Passagiere gab es zunächst nicht. Der privaten Zeitung "Al-Masry al-Youm" zufolge sind unter den am Freitag geborgenen Opfern außer Ägyptern auch andere arabischstämmige Menschen aus Subsahara-Afrika.
NGO rechnet mit 300.000 Bootsflüchtlingen
Vier Männer, die am Donnerstag inhaftiert worden waren, müssen sich wegen fahrlässiger Tötung und Menschenhandels vor Gericht verantworten.
Wegen des ruhigen Wetters wagen in den Sommermonaten besonders viele Flüchtlinge die gefährliche Überfahrt von Libyen und Ägypten nach Europa. Dabei gibt es immer wieder tödliche Bootsunglücke. Viele der von Schleppern eingesetzten Boote sind nicht seetauglich und völlig überladen. Seit 2014 starben nach Angaben des UNO-Flüchtlingshochkommissariats UNHCR mehr als 10.000 Menschen bei der Überfahrt über das Mittelmeer, mehr als 2800 allein in diesem Jahr. In diesem Jahr kamen der internationalen Organisation für Migration (IOM) zufolge bereits mehr als 300.000 Bootsflüchtlinge in Italien oder Griechenland an.
Die EU-Grenzschutzagentur Frontex hatte sich im Juni besorgt gezeigt, dass zuletzt immer mehr Flüchtlinge von Ägypten aus die lange und "sehr gefährliche" Fahrt über das Mittelmeer wagten. Zuletzt mussten mehrfach in Ägypten gestartete Fischerboote mit hunderten Flüchtlingen an Bord aus Seenot gerettet werden. Seit der Schließung der Balkanroute versuchen die Schutzsuchenden laut Frontex wieder verstärkt, von Nordafrika aus über das Mittelmeer nach Europa zu kommen.
(APA/dpa/AFP)