Glaspalast: Millionen für unnötigen Neubau?

Ein vertrauliches Gutachten zeigt: Der Glaspalast kann entgegen offizieller Linie doch saniert werden, ein Neubau ist um 6,5 Millionen Euro teurer.

Es ist ein brisantes Papier, das der „Presse“ vorliegt – und das für die Stadt unangenehme Fragen aufwirft: Werden bei dem geplanten Prestigeprojekt, das in der Rathausstraße 1 dem Glaspalast des prominenten Architekten Harry Glück folgen soll, Millionen Euro an Steuergeld verschwendet? Und wurde die Öffentlichkeit bewusst falsch informiert? Dieses Bild zeichnet zumindest die vertrauliche Studie, die seit 2010 unter strengem Verschluss gehalten wird – mit der zentralen Aussage: „Aus wirtschaftlicher Sicht wäre der Variante UMBAU gegenüber der Variante NEUBAU der Vorzug zu geben.“
Der brisante Hintergrund: Nach dem Auszug des Rechenzentrums steht das Bürogebäude in Sichtweite des Rathauses leer. Die Wien Holding entschied sich für den Abriss des Gebäudes und für einen Neubau. Die für das Projekt zuständige Holding-Geschäftsführerin, Sigrid Oblak, argumentierte das sinngemäß mehrfach so: Eine Sanierung sei völlig unwirtschaftlich, es gebe keine Alternative zu einem Neubau. Die Studie, die Oblaks Position belegen sollte, wurde aber unter Verschluss gehalten, während sich der geplante Neubau finanziell als immer größeres Problem manifestierte.


Faktum ist: Die interne Studie zeichnet ein völlig anderes Bild als die Aussagen von Oblak, von der (im SP-internen Richtungsstreit) Gegner gern behaupten, dass sie der verlängerte Arm von Wirtschaftsstadträtin Renate Brauner sei. Die Sanierung wird in der Studie mit 19,6 bis 29,4 Millionen Euro veranschlagt, der Neubau dagegen mit 27,8 bis 37,2 Millionen Euro.

Die „Presse“-Anfrage an Oblak, weshalb in der internen Studie genau das Gegenteil ihrer bisherigen offiziellen Aussagen steht, wurde nicht beantwortet. Vielmehr wurde an die WSE (Wiener Standortentwicklung GmbH) verwiesen, von der zu der Studie erklärt wurde: „Wir wollen einen modernen Bürostandort realisieren. Das alte Rechenzentrum ist eine Sonderimmobilie, in der Gebäudehöhe, Energieeffizienz und die Menge an Tageslicht im Inneren nicht mehr dem heutigen Standard entsprechen. Daher haben wir uns für einen Neubau entschieden.“

Zurück an den Start?

Dieses interne Papier könnte nun Folgen haben. Die Josefstädter Bezirkschefin, Veronika Mickel (VP), ist empört und fordert gegenüber der „Presse“ „zurück an den Start“: „Mir wurde immer gesagt, der Umbau sei die teuerste Variante, die es gibt. Es wurde immer betont, dass sich eine Sanierung nicht rentiere.“ Das habe sie in einer Anfragebeantwortung auch schriftlich bekommen. Und nun würde sich zeigen, dass eine Sanierung sogar billiger sei als ein Neubau, so Mickel: „Ich habe immer gefordert, dass die Studie, mit der die Wien Holding die Unwirtschaftlichkeit einer Sanierung argumentiert, veröffentlicht wird.“ Das habe die Holding offenbar aus gutem Grund immer abgelehnt.

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