Das Wesen und das Äußere kommt – sofern ererbt – auch bei den Kindern mit drei Eltern von zweien.
Emma Ott ist 19 Jahre alt, eine gesunde junge Frau aus Pennsylvania. Genetisch gesehen hat sie drei Eltern, so wie der vor fünf Monaten geborene Abrahim Hassan, von dessen ungewöhnlicher Geburt die Welt am Mittwoch erfahren hat. Auch die im Jahr 2000 geborene Alana Saarinen aus dem US-Bundesstaat Michigan, in den vergangenen Jahren immer wieder als fröhlicher und kluger Teenager porträtiert, ist aus dem Erbmaterial von drei Menschen entstanden. Es gibt nicht viele, aber mittlerweile doch einige solche Kinder und junge Erwachsene auf der Welt.
Doch was heißt das genau, dass sie „drei Eltern“ haben? Emma Ott und Alana Saarinen wurde zwar mit einer anderen Technik das Leben ermöglicht als Abrahim Hassan (bei ihnen wurden Mitochondrien der Spenderfrau in die befruchtete Eizelle der Mutter gegeben); in allen Fällen aber ging es um mütterliche Mitochondrien – sie wurden ergänzt beziehungsweise ersetzt. Mit dem Zellkern aber haben die Eltern auch die für die Eigenschaften entscheidenden Gene beigesteuert. Alana Saarinen etwa ist blond, spielt gern Klavier und Golf, hört gern Musik – all das hat sie, wenn überhaupt, von ihren Eltern geerbt. Alles, was wir als Identität eines Menschen ansehen, kommt also – sofern ererbt – auch bei diesen Kindern vom kinderwilligen Paar.
Mädchen vererben fremde DNA
Die Methode hat auch nichts mit der Kreation von Designer-Babys zu tun, und es werden keine Embryonen dabei zerstört. Ist sie schon sicher, weiß man genug?, zweifeln nur manche. Zumal auch noch spätere Generationen betroffen sein können – Mädchen geben die Mitochondrien-DNA an ihre Nachkommen weiter.
Eine andere Frage ist: Wie fühlen sich so erzeugte Kinder, wie sehen sie ihre Herkunft, Familienzugehörigkeit? Aber das gilt auch für andere Formen der In-vitro-Fertilisation, ebenso wie für Adoptionen oder das Aufwachsen in einer Patchworkfamilie. Alana Saarinen jedenfalls sah die Sache als 14-jähriger Teenager sehr einfach: „Ich habe auch DNA von einer anderen Frau, aber ich sehe sie nicht als dritten Elternteil. Ich habe nur ein paar von ihren Mitochondrien.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.09.2016)