Tourismus-Jobs: "Drei Viertel kommen mit Einkommen nicht aus"

Die Presse (Michaela Bruckberger)
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Dass dem Tourismus die Lehrlinge ausgehen, sei von der Branche selbst verschuldet, kritisieren Gewerkschaft und Arbeiterkammer.

IFES

Die Tourismusbranche klagt über einen Arbeitskräftemangel, den sie laut Gewerkschaft und Arbeiterkammer teils selbst verschuldet hat. "Nur ein Drittel der Beschäftigten im Wiener Tourismus kann sich vorstellen, auf lange Sicht in derselben Position zu bleiben. Drei Viertel der Beschäftigten kommen mit ihrem Einkommen nicht aus", sagen vida und AK mit Verweis auf eine IFES-Umfrage. Sehr gut leben vom Gehalt könne nur ein Prozent (siehe Grafik).

"Solange sich hier nicht rasch etwas ändert, wird der Tourismus eine Fluchtbranche bleiben", warnt AK-Präsident Rudolf Kaske. Naturgemäß anders sieht das Ganze die Hoteliervereinigung (ÖHV). Die Aussagekraft der Gewerkschaftsumfrage muss bezweifelt werden, heißt es einer Aussendung: "261 Befragte in Wien: Das sind keine 0,3 Prozent von fast 90.000 Mitarbeitern im Wiener Tourismus".

ÖHV: "Nehmt Fakten endlich zur Kenntnis"

Von Kaske wünscht sich ÖHV-Obfrau Michaela Reitterer konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Situation: "Immer mehr Erwerbstätige, ob im Tourismus, Verkehr, Gesundheitsbereich, IT oder als EPU, arbeiten am Wochenende. Und die Arbeitnehmerseite beklagt das immer. Nehmt die Fakten endlich zur Kenntnis und organisiert Kinderbetreuung für die Mitglieder, die sie brauchen. Das wäre hilfreich."

Nicht von der Hand zu weisen sind jedenfalls die sinkenden Lehrlingszahlen im Tourismus, auf die Bernd Tusch, Vorsitzender des Fachbereichs Tourismus in der Gewerkschaft vida, verweist: "Österreichweit haben 2008 noch 14.495 junge Menschen eine Lehre im Bereich 'Tourismus und Freizeitwirtschaft' begonnen, 2015 waren es nur mehr 9.075, ein sattes Minus von über 37 Prozent."

"Branche bekommt die Rechnung passiert"

Seine Erklärung für den massiven Rückgang: "Die Branche bekommt jetzt die Rechnung dafür präsentiert, dass in vielen Betrieben Lehrlinge oft nur als billige Arbeitskräfte herhalten müssen." Für Kaske ist es höchst an der Zeit, dass sich die Branche gemeinsam mit der Arbeitnehmervertretung an einen Tisch setzt. "Aus diesem Grund laden wir gerne zu einem Tourismusgipfelgespräch mit allen relevanten Playern", so Kaske am Donnerstag in einer Aussendung.

>>> IFES-Arbeitsklimaindex (Sonderauswertung)

(APA/Red.)

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