Ein Heimspiel? „In mir steckt auch ein Serbe“

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Das ÖFB-Team steht in der WM-Qualifikation 2018 in Belgrad vor der nächsten Bewährungsprobe. Für Aleksandar Dragović und Marko Arnautović ist es ein „ganz besonderes Spiel“ – ihre Familien haben serbische Wurzeln.

Auf Österreichs Fußballteam wartet drei Tage nach dem 2:2 gegen Wales in der WM-Qualifikation bereits die nächste schwierige Aufgabe. Es muss heute, 20.45 Uhr/live ORF eins, in Belgrad gegen Serbien bestehen. Der Gastgeber schöpfte zuletzt mit dem 3:0 auswärts gegen Moldau Selbstvertrauen und hält wie die Truppe von Marcel Koller bei vier Punkten. Allerdings reisten die Österreicher am Samstag mit der Referenz von zuletzt 13 Qualifikationsspielen ohne Niederlage und acht Auswärtssiegen en suite in die serbische Hauptstadt. Zudem brachte das Remis gegen den EM-Semifinalisten Wales einen Hauch von der zuletzt verloren geglaubten Spielstärke zurück. „Jetzt müssen wir gegen Serbien wieder so eine Leistung bringen“, sagt Koller.

Vor der aktuellen Nummer 50 der Weltrangliste – Österreich ist 26. –, zeigte der Schweizer großen Respekt. „Sie haben gute Dribbler, da müssen wir schon dagegenhalten.“ Kollers Devise lautet: „Frech, mutig mitspielen – und unseren Weg weitergehen.“


Die Offensive der Hausherren. Die Serben setzen in der Abwehr auf drei Innenverteidiger, spielen also ähnlich wie Wales. „Wir können eigentlich das Gleiche wie am vergangenen Donnerstag machen“, ätzte Koller. Allerdings ist das Offensivspiel der Hausherren etwas anders ausgelegt – Angriffe werden zumeist über die Flügel lanciert. Gefahr geht vor allem von Southampton-Legionär Dušan Tadić aus, der von den fünf bisherigen serbischen Treffern in der laufenden Qualifikation zwei selbst erzielt und drei vorbereitet hat.


Das andere Heimspiel. An der ÖFB-Startformation dürfte sich im Vergleich zum Wales-Match wenig bis gar nichts ändern. Offen ist jedoch, ob Goalie Robert Almer seine Wadenblessur rechtzeitig in den Griff bekommt. Sein Vertreter wäre Ramazan Özcan, der gegen Wales (ab 58.) auf den Platz kam und sich für einen Einsatz in Belgrad gerüstet sieht. „Wenn ich Ersatztormann bin, heißt das nicht, dass ich mich in der Vorbereitung auf die Bälle lege.“ Es könne immer etwas passieren...

Ein Fixstarter gegen Serbien ist Aleksandar Dragović, für den die Partie aufgrund seiner Familienwurzeln besonderen Reiz haben sollte. „Aber es ist wie jedes andere Spiel. Man kann auch nur drei Punkte holen, so wie gegen Georgien“, meinte der Innenverteidiger. Beim 0:1 gegen Serbien im Stadion Rajko Mitić am 6. Juni 2009 gab er jedenfalls sein A-Team-Debüt. „Das werde ich nie vergessen, doch seither sind viele Länderspiele dazugekommen. Von daher ist es für mich wie jedes andere Spiel“, beteuerte der 51-fache Internationale. Der Leverkusen-Profi erwartet in Belgrad einen Hexenkessel. „Mit den heißblütigen Fans wird es nicht leicht. Ich glaube, nur Oma und Opa werden mir die Daumen drücken.“ Aus Respekt, gibt er zu, würde er sogar auf einen Torjubel verzichten. Hauptsache, Österreich gewinnt.

Ähnlich ist die Ausgangslange für Marko Arnautović, der gegen Wales seinen dritten Team-Doppelpack gefeiert hat und nun vor der nächsten, womöglich härtesten Prüfung steht. „Ich habe fast meine ganze Familie in Serbien, daher wird es natürlich ein emotionales Spiel für mich“, sagte der 27-Jährige und meinte kurz drauf: „Aber es ist ein Spiel wie jedes andere.“ Und dennoch, die Geräuschkulisse im 55.000 Zuschauer fassenden „Maracanã von Belgrad“ war früher ohrenbetäubend. Die Intensität der Pfiffe schmerzte, die Fanchoräle hallten in der Vergangenheit – doch die Frage, ob das Stadion auch heute ausverkauft sein wird, ist schnell beantwortet: nein. „Ich werde alles geben, alles probieren“, sagte Arnautović dennoch in typischer Manier vor dem Abflug in Schwechat, aber seine Familie hätte ihn freilich schon angerufen, mehrmals sogar. „Ihr Wunsch: „,Bitte, bring keine gute Leistung‘.“ Er schüttelte den Kopf. „Das geht nicht“, er müsse alles tun, um zu gewinnen, mit Österreich zur WM zu fahren. „Und das, obwohl in mir auch ein Serbe steckt.“


Keine guten Erinnerungen. Seit 2010 schweben Serbiens „Fußball-Adler“ im Nirgendwo, haben keine Endrunde mehr erreicht und auch in Serbien müssen Erfolge her, um eine flächendeckende Euphorie zu wecken. Die bisherigen Aufeinandertreffen mit Serbien sind jedenfalls nicht nach dem Geschmack der Österreicher verlaufen. Es gab zwei Spiele – und beide wurden verloren!

Am 15. Oktober 2008 setzte es in der Qualifikation für die WM 2010 in Südafrika im Happel-Stadion eine herbe 1:3-Abfuhr. Knapp acht Monate später gewann Serbien, das seit 2006 als eigenständiger Verband fungiert, in Belgrad mit 1:0. Nicht viel besser ist die Bilanz gegen Jugoslawien, dem die serbischen Kicker bis zum Zerfall des Vielvölkerstaates angehörten. In 18 Partien gab es aus österreichischer Sicht sechs Siege, vier Unentschieden und acht Niederlagen. Will Österreich zur WM 2018, ist nur ein Sieg hilfreich. imago/BPI

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.10.2016)

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