Leiserer Ziehsohn des Beamtenchefs

Norbert Schnedl
Norbert Schnedl (c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Der gelernte Gendarm Norbert Schnedl folgt Fritz Neugebauer, der aber im Vorstand bleibt. Christgewerkschafterchef Schnedl ist auch bei der ÖVP angeeckt.

Wien. Er war gerührt und den Tränen nahe, denn „ein bisschen Wehmut“ sei schon aufgekommen. An seinem 72. Geburtstag verkündete Fritz Neugebauer am Montag beim Fraktionstag der schwarzen Gewerkschafter die Entscheidung. Norbert Schnedl soll ihm an der Spitze der Beamtengewerkschaft folgen. Der 56-jährige Schnedl ist bereits seit 2007 Vorsitzender der Christgewerkschafter (FCG) und zugleich Vizepräsident des Gewerkschaftsbundes. Mit dem Wiener und langjährigen Dienstrechtsreferenten übernimmt der politische Ziehsohn den Vorsitz von Neugebauer, der seit Oktober 1997 Chef der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (GÖD) war.

Neugebauers langer Schatten

Für den machtbewussten Beamtenchef, der der Regierung immer wieder drohend entgegengetreten ist, rückt nun ein äußerst versierter, aber ruhigerer Vertreter der Beamten und Vertragsbediensteten nach, der im Schatten des Vorsitzenden werkte. Dessen Schatten ist noch da. Denn Neugebauer bleibt „an Bord“ – in Vorstand und Präsidium. „Das tue ich, wenn ihr dafür seid“, sagte Neugebauer. Standing Ovations der FCG-Delegierten im Wiener Austria Center waren eine eindeutige Antwort.

Nach den Befunden zuletzt von Alexander Van der Bellen im Präsidentschaftswahlkampf scherzte Neugebauer zu seinen Laborbefunden: „Meine Werte sind im Rahmen.“ Und: „Nur die Badezimmerwaage ist kaputt.“ Die Entscheidung für Schnedl begründete er damit, dass er die Verbindung zum ÖGB für „wichtig halte“. Überdies bringe der künftige Vorsitzende „wie wenige andere“ seine Expertise bei Dienst- und Pensionsrecht ein.

Schnedl war nicht für alle in der Gewerkschaft der logische Nachfolgekandidat. Manche hätten sich statt des überlegt auftretenden ausgebildeten Gendarmen und FCG-Chefs den Oberösterreicher Paul Kimberger vorstellen können. Der kommt als Vorsitzender der Gewerkschaft der Pflichtschullehrer wie Neugebauer aus der starken Lehrervertretung.

Mit dem am 16. August 1960 in Wien geborenen, verheirateten Schnedl, der sich heute, Dienstag, offiziell der Wahl beim Beamtengewerkschaftstag stellt, kommt ein anderer Typus in der 240.000 Mitglieder zählenden einzigen von Schwarzen dominierten Teilgewerkschaft im ÖGB zum Zug. Wie Neugebauer ist er in allen Belangen des öffentlichen Dienstes beschlagen. Das Wissen macht ihn zu einem konsequenten Verhandler, der sich nicht über den Tisch ziehen lässt. Als Poltergeist trat er jedoch nicht in Erscheinung. Da ließ er Neugebauer den Vortritt. Und zu dessen großen Fußstapfen merkte Schnedl beim FCG-Fraktionstag an: „Ich habe Schuhgröße 44.“

Das gewerkschaftliche Handwerk hat Schnedl von der Pike auf als Personalvertreter gelernt. Neben der Tätigkeit in der Kriminalabteilung in Niederösterreich studierte er Publizistik und Soziologie und schloss mit dem Doktorat ab. Im Bundeskanzleramt war er schon vor 20 Jahren für Dienstrechtsangelegenheiten zuständig. In der Beamtengewerkschaft ist er seit 15 Jahren für diesen Bereich verantwortlich.

In der ÖVP wurden die Positionen Schnedls als Chef der Christgewerkschafter keineswegs immer goutiert. Bei der Debatte über die Steuerreform waren für ihn Formen der Vermögensteuern nicht tabu. Der FCG-Chef machte sich schon vor Jahren Gedanken über eine Art Produktivitätsabgabe. In der SPÖ haben ähnliche Überlegungen jetzt eben in Form einer Wertschöpfungsabgabe wieder Hochsaison.

Auch FSG-Chef war Polizist

Die GÖD-Führung kommt übrigens ganz in Polizeihand. Auch in der SPÖ-Fraktion kommt es zu einem Generationswechsel. Neugebauer-Stellvertreter Richard Holzer macht nach gut 20 Jahren für den gebürtigen Burgenländer Hannes Gruber Platz. Mit Schnedl verbindet den 58-jährigen Besoldungsreferenten, dass er als ehemaliger Sicherheitswachebeamter ebenfalls aus der Exekutive kommt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.10.2016)

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