Ein Debüt, das durchaus Hoffnung macht

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Dominic Thiem verlangte bei seiner Masters-Premiere Novak Djoković alles ab, verlor letztlich nach großem Kampf mit 7:6, 0:6, 2:6. Ein Spiel, das der 23-Jährige gewiss nie vergessen wird.

London/Wien. Die ATP World Tour Finals bilden den elitären Abschluss einer über zehn Monate langen Saison, erstmals seit Thomas Musters Auftritt vor 19 Jahren darf mit Dominic Thiem auch ein Österreicher in der Einzelkonkurrenz mitwirken. Der Schauplatz, die Londoner O2-Arena, ist imposant, 17.500 Zuschauer verwandeln sie während des Turniers in ein Tollhaus. Thiem wirkte zum Auftakt von der Atmosphäre und seinem Gegenüber relativ unbeeindruckt, dabei stand ihm mit Novak Djoković der beste Spieler der vergangenen fünf Jahre gegenüber.

Der Serbe ist reich an Erfahrung, hier in London nimmt er zum bereits zehnten Mal teil. In den vergangenen fünf Monaten durchlebte der 29-Jährige eine Krise, wenngleich auf hohem Niveau. Djoković suchte nach dem erstmaligen Gewinn der French Open nach neuen Zielen, Motivation, Leidenschaft und Form, gegen Thiem hat er vieles davon wiedergefunden. Die beiden Kontrahenten begegneten sich lange Zeit auf Augenhöhe, speziell der erste Satz bot einen spektakulären Schlagabtausch.

Der um sechs Jahre jüngere Debütant begeisterte immer wieder mit kraftvollen Gewinnschlägen, bei einem Vorhand-Winner mit 165 km/h ging ein Raunen durch das Publikum. Djoković, der die vorangegangenen drei Duelle ohne Satzverlust gewonnen hatte, wirkte beeindruckt. Er suchte immer wieder den Blickkontakt mit seinem Betreuerteam, auch Boris Becker wirkte phasenweise ratlos.

Ein Tiebreak brachte die Entscheidung in Satz eins, es hätte nicht spannender verlaufen können. Bei einem Rückhand-Passierschlag seines Schützlings erhob sich sogar Trainer Günter Bresnik von seinem Stuhl, eine seltene und hohe Form der Anerkennung. Den Satzgewinn vor Augen kämpfte Thiem plötzlich für alle ersichtlich mit Nervosität, er vergab sechs Satzbälle, servierte dabei zwei Doppelfehler. Erst den siebenten Satzball verwertete der Niederösterreicher zum 12:10 im Tiebreak. Pure Erleichterung.

Anschließend schlichen sich vermehrt Fehler in das Spiel des Weltranglistenneunten ein, Djoković hingegen steigerte sich mit der Aufgabe. Thiem sprach später von einem hohen Kräfteverschleiß, auch die Konzentration sollte nachlassen. Satz zwei ging nach nur 20 Minuten mit 0:6 verloren.

In der Entscheidung stellte Djoković mit dem Break zum 2:1 die Weichen früh auf Sieg, wenig später brüllte er die Erleichterung über den 6:7-6:0-6:2-Erfolg heraus. Thiem bilanzierte dennoch zufrieden: „Es war ein gutes Match und eine unglaubliche Erfahrung. Ich kann mein zweites Spiel (Dienstag, Anm.) kaum erwarten.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.11.2016)

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