Wiener Zeitung: Die Krise kommt mit Verspätung

Amtsblatt bringt „Wiener Zeitung“ knapp 80 Prozent der Einnahmen.

Vor einem halben Jahr war alles nicht so sicher: „Da gab es Überlegungen in Richtung Wochenzeitung oder Online“, sagt Karl Schiessl, Geschäftsführer der „Wiener Zeitung“ zur „Presse“. Nachdem es das EU-Parlament den Mitgliedstaaten inzwischen freigestellt hat, Pflichtveröffentlichungen weiterhin in Printmedien (für Österreich: im Amtsblatt) zu verlangen, sind die Weichen in Richtung Tageszeitung gestellt. Manifestiert durch die Bestellung von „Kurier“-Ressortleiter Reinhard Göweil zum neuen Chefredakteur. Er findet dort eine komfortable Lage vor: Laut Schiessl fiananziert sich die „Wiener Zeitung“ nur zu gut 20 Prozent am freien Markt – knapp 80 Prozent kommen vom Amtsblatt.

Doch auch dieser Bereich ist laut Schiessl nicht völlig krisenfest. „In konjunkturellen Hochzeiten werden mehr Firmengründungen, Umgründungen, Erweiterungen abgewickelt – das dauert etwa ein halbes Jahr, bis das von den Gerichten erledigt ist und zur Veröffentlichung kommt. Seit Sommer spüren wir die Verunsicherung in der Wirtschaft.“ Insolvenzen oder Konkursmeldungen müssen nicht im Amtsblatt veröffentlicht werden. Man habe also „gewisse Investitionsprogramme“ zurücknehmen müssen, so Schiessl – aber auch neues Terrain gewonnen: „Wir betreiben seit September help.gv.at, einen Behördenratgeber für alle Lebenslagen.“ Im Jänner soll ein Unternehmensserviceportal, später eine vollelektronische Abwicklungsstrecke für Ausschreibungen folgen. i.w.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.09.2009)

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