Gaddafi-Gelder: Neue Vorwürfe gegen Sarkozy

Der französische Ex-Präsident Nicolas Sarkozy
Der französische Ex-Präsident Nicolas SarkozyAPA/AFP/CHRISTOPHE ARCHAMBAULT
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Nur wenige Tage vor den Präsidentschafts-Vorwahlen tauchen neue Vorwürfe auf. Ein Franko-Libanese will 5 Mio. Euro persönlich an den Ex-Präsidenten übergeben haben.

Nur wenige Tage vor den Vorwahlen der französischen Konservativen für die Präsidentenwahl 2017 bringen neue Vorwürfe den Kandidaten und früheren Präsidenten Nicolas Sarkozy in Bedrängnis. Drei Geldkoffer mit insgesamt fünf Millionen Euro will ein franko-libanesischer Mittelsmann im Präsidentschaftswahlkampf 2006/2007 an Sarkozy und seinen Kabinettschef Claude Gueant übergeben haben.

Wie Ziad Takeiddine in einem am Dienstag publizierten Videointerview mit der französischen Enthüllungsplattform "Mediapart" sagte, überreichte er zwei dieser Koffer an Gueant in dessen Büro, einen weiteren direkt an den damaligen Noch-Innenminister Sarkozy in dessen Privatwohnung. Das Geld stammte demnach vom Regime des 2011 gestürzten libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi.

Sarkozy wollte gegenüber französischen Medien vorerst nicht zu den Vorwürfen Stellung nehmen, Gueant wies die Anschuldigungen gegenüber "Mediapart" entschieden zurück. "Ich habe niemals Bargeld von der libyschen Regierung erhalten und auch von sonst niemandem. Ich habe Derartiges auch nicht geschehen sehen. Dies zu behaupten, ist verlogen und verleumderisch."

Französische Justiz ermittelt

Die Aussagen Takeiddines sind Teil einer ganzen Reihe von Enthüllungen im Bezug auf die mutmaßliche Finanzierung von Sarkozys erstem Präsidentschaftswahlkampf 2006 und 2007 durch libysche Gelder. Bereits Ende September hatte "Mediapart" Aufzeichnungen des früheren libyschen Ölministers Shoukri Ghanem veröffentlicht, die den Transfer von insgesamt 6,5 Millionen Euro an Sarkozy belegen sollen. Demnach erhielt Sarkozy Überweisungen in Höhe von 1,5 Millionen Euro von Gaddafis Kabinettschef Bechir Saleh, 3 Mio. von dem lange in Österreich lebenden Gaddafi-Sohn Saif al-Islam sowie weitere 2 Mio. von Geheimdienstchef Abdallah Senoussi.

Die französisches Justiz ermittelt bereits seit längerem, auch Ghanems Aufzeichnungen liegen ihr vor. Der libysche Ölminister selbst kann deren Authentizität nicht mehr bestätigen. Er ertrank im April 2012 unter mysteriösen Umständen - und nur einen Tag nach der Veröffentlichung eines Dokuments, das eine Wahlkampffinanzierung in Höhe von 50 Mio. Euro vom Gaddafi-Clan an Sarkozy belegen soll - in der Wiener Donau.

Der franko-libanesisches Mittelsmann Ziad Takeiddine zeigte sich gegenüber "Mediapart" am Dienstag allerdings bereit, vor der französischen Justiz auszusagen. "Ich will den Mafiastaat anprangern, in dem wir leben." Bereits nach Bekanntwerden erster Vorwürfe gegen Sarkozy 2011 hatte Takeiddine diese gegenüber der Justiz als "absolut glaubwürdig" bezeichnet.

(APA)

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