Nach Trump-Sieg: Yellen steuert auf rasche Zinserhöhung zu

US-ECONOMY-BANK-RATE
US-ECONOMY-BANK-RATEAPA/AFP/DESK
  • Drucken

Experten rechnen mit einer Zinsanhebung im Dezember. Sorge macht der Industrie der Aufbau möglicher Handelsschranken unter einem Präsidenten Trump.

Nach dem Sieg von Donald Trump bei der Präsidentenwahl steuert die Notenbank Fed weiter auf eine Zinserhöhung am Jahresende zu. Fed-Chefin Janet Yellen sagte am Donnerstag, dass eine Anhebung "relativ bald" angebracht sein könne und verwies bei ihrem Auftritt vor einem Kongressausschuss auf den Beschluss, den die Währungshüter Anfang November und damit kurz vor den Wahlen gefasst hatten. Die US-Notenbankpräsidentin will trotz scharfer Attacken durch den künftigen US-Präsidenten Trump im Wahlkampf ihre volle Amtszeit absolvieren. Es sei ihre Absicht bis zum Ende der laufenden Amtszeit an der Spitze der US-Notenbank Fed zu stehen.

Yellen betonte, die amerikanische Wirtschaft habe sich weiter in Richtung der von der Fed angestrebten Ziele entwickelt. Die Notenbank peilt Vollbeschäftigung und stabile Preise an. Dass erste Ziel ist praktisch erreicht, die Inflationsrate bewegte sich zuletzt weiter in Richtung der von der Notenbank gewünschten Marke.

Yellen will Verzögerung vermeiden

Die Fed-Chefin sagte, ein Hinauszögern der geldpolitischen Straffung könne dazu führen, dass Investoren in einem anhaltenden Niedrigzinsumfeld übermäßige Risiken eingingen. Dies könne bedeuten, dass spätere Zinserhöhungen dann in einer schnelleren Gangart erfolgen müssten. Die Fed hält die Zinsen seit Dezember 2015 in einer Spanne zwischen 0,25 und 0,5 Prozent.

Experten rechnen für Dezember mit einem Schritt nach oben, dem 2017 zwei weitere Schritte folgen könnten. Dabei will die Fed behutsam vorgehen. US-Währungshüter Patrick Harker hat jedoch aggressivere Zinserhöhungen in Aussicht gestellt, falls der künftige Präsident die Wirtschaft mit einem Konjunkturprogramm befeuern sollte.

Fed bei Inflation noch nicht am Ziel

Zuletzt war der Preisauftrieb jedoch noch moderat. Die Verbraucherpreise lagen im Oktober um 1,6 Prozent über dem Niveau vor einem Jahr. Im September lag die Inflationsrate noch bei 1,5 Prozent. Die Währungshüter blicken bei der Inflation insbesondere auf die Preisveränderungen bei den persönlichen Verbraucherausgaben (PCE), wobei Energie- und Nahrungsmittelkosten außen vor bleiben. Dieser Wert lag im September mit 1,7 Prozent noch unter der Fed-Zielmarke von zwei Prozent. Yellen sieht dies jedoch nicht als Hinderungsgrund für eine geldpolitische Straffung.

Auch die wöchentlichen Daten vom Jobmarkt stehen auf Aufschwung. Der US-Arbeitsmarkt läuft weiter auf Hochtouren. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, die einen Hinweis auf die kurzfristige Entwicklung am Arbeitsmarkt geben, fielen vorige Woche auf den tiefsten Stand seit 43 Jahren.

Gemäß den Zahlen des Arbeitsministeriums vom Donnerstag gingen sie um 19.000 auf 235.000 zurück. Die Erwartungen wurden damit deutlich unterschritten. Der aussagekräftigere Vierwochenschnitt fiel ebenfalls deutlich um 6.500 auf 253.500 Anträge.

Insbesondere in der Industrie herrscht Furcht, dass der erklärte Freihandelsgegner Donald Trump mit Handelsschranken letztlich Jobs im eigenen Land gefährden könnte. Diese Sorge treibt offenbar auch New York-Fed-Chef William Dudley um, der auf die Bedeutung des Welthandels hinwies: "Handel und Verbindungen im Finanzsektor über Grenzen hinweg schweißen unsere Volkswirtschaften zusammen."

Auch die Rating-Agentur Fitch rechnet mit weitreichenden globalen Folgen, falls Trump sein Land wirtschaftlich stärker abschotten sollte - beispielsweise gegen Importe aus China. Dann sei es wahrscheinlich, dass die Volksrepublik mit Gegenmaßnahmen reagieren werde. Dies werde für Wachstum und Inflation in beiden Staaten "schädliche Auswirkungen" haben, warnten die Bonitätswächter.

(Reuters/APA/dpa-AFX)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Österreich

Fed-Mitglied denkt laut über aggressivere Zinspolitik nach

Die meisten Experten gehen davon aus, dass die US-Währungshüter im Dezember die Zinsen anheben werden.
St. Louis Fed Präsident James Bullard deutet baldige Zinserhöhung an.
Österreich

Fed: Die Zeichen stehen auf Zinserhöhung

Der führende US-Notenbanker James Bullard hat sich für eine baldige Zinserhöhung in Amerika ausgesprochen. Er ist damit nicht alleine.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.