Die meisten Experten gehen davon aus, dass die US-Währungshüter im Dezember die Zinsen anheben werden.
Ein US-Währungshüter hat aggressivere Zinsschritte in Aussicht gestellt, falls der künftige Präsident Donald Trump die Wirtschaft mit einem Konjunkturprogramm befeuern sollte. Notenbank-Mitglied Patrick Harker sagte, dann könnten die geldpolitischen Schritte nach oben einem "steileren Pfad" folgen. Der Fed-Chef von Philadelphia sagte am Mittwochabend weiter, die Federal Reserve würde sich in diesem Fall aber bemühen, keine Rezession auszulösen. Eigentlich will die US-Notenbank schrittweise und behutsam vorgehen. Viele Investoren erwarten aber auf eine steigende Inflation, da Trump Steuersenkungen und höhere Ausgaben angekündigt hat. Steigende Zinsen bremsen die Inflation.
Wie Harker hat sich zuletzt auch dessen Kollegin Loretta Mester dafür ausgesprochen, ungeachtet der Marktreaktionen auf den überraschenden Ausgang der Wahl an einer sukzessiven Erhöhung festzuhalten. Es sei zu früh, um vorherzusagen, welche Ausgaben- und Handelspolitik die neue Regierung verfolgen werde, sagte die Chefin der Fed von Cleveland. Insbesondere in der Industrie herrscht Sorge, dass der erklärte Freihandelsgegner Trump mit dem Aufrichten von Handelsschranken letztlich Jobs im eigenen Land gefährden könnte.
Die meisten Experten gehen davon aus, dass die Währungshüter im Dezember den Leitzins anheben werden. Sie hatten ihn zuletzt Ende 2015 erhöht und danach weiter in der Spanne zwischen 0,25 und 0,5 Prozent gehalten. Da mittlerweile de facto Vollbeschäftigung herrscht und die Inflation nicht mehr weit vom Zwei-Prozent-Ziel der Notenbank entfernt ist, dürfte die Zeit für eine geldpolitische Straffung nach Ansicht vieler Experten gekommen sein. Nächstes Jahr könnten dann zwei weitere Schritte nach oben folgen, wie viele Fachleute erwarten.
Weiteren Aufschluss über den Kurs der Notenbank erhoffen sie sich von einem Auftritt der obersten Währungshüterin Janet Yellen am Donnerstag vor einem Kongressausschuss. Zuletzt war offen darüber spekuliert worden, dass die Fed unter Trump stärker unter Druck geraten könnte. Der Republikaner hatte im Wahlkampf angekündigt, Yellen nach Ablauf ihrer Amtszeit 2018 nicht für weitere vier Jahre nominieren zu wollen. Er warf ihr vor, die Zinsen auf Geheiß des noch amtierenden demokratischen Präsidenten Barack Obama künstlich niedrig zu halten, um das Platzen einer Preisblase an der Wall Street während dessen Amtszeit zu verhindern.
Yellen hat sich in mehreren Anhörungen vor dem Kongress gegen Pläne gestellt, ihre Politik stärker überwachen zu lassen oder an eine feste Formel zu binden. Im Gespräch war dabei die nach dem Ökonomie-Professor John Taylor benannte Regel zur Bestimmung des je nach Konjunkturlage angemessenen Leitzinses. Taylor wird in Washington als ein möglicher Nachfolger Yellens gehandelt.
(Reuters)