Wie der Brexit Aldi und Lidl in Großbritannien bremst

A branch of Aldi supermarket, which has ordered a recall of two frozen prepared meals that had contained horse meat in tests, is seen in northwest London
A branch of Aldi supermarket, which has ordered a recall of two frozen prepared meals that had contained horse meat in tests, is seen in northwest London(c) REUTERS (� Suzanne Plunkett / Reuters)
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Die Diskonter leiden möglicherweise stärker unter höheren Rohstoffpreisen und der Pfund-Schwäche als etablierte Supermarktketten in Großbritannien.

Aldi und Lidl haben in Großbritannien die Preise für einige Nahrungsmittel zuletzt so angehoben, dass sie sich von denen gewöhnlicher Supermärkte im Land kaum mehr unterscheiden. Nachdem die deutschen Diskonter die Lebensmittelbranche auf der Insel jahrelang mit ihren Tiefstpreisen aufgemischt haben, zeigt sich jetzt, dass auch sie nicht immun sind gegen steigende Rohstoffpreise und die Abwertung des britischen Pfunds im Gefolge des Brexit-Votums.

Laut Analysen von Sanford C. Bernstein haben Aldi und Lidl damit begonnen, die Preise für Milch zu erhöhen. Bei Aldi wurden demnach auch die Bananen teurer. Milch – Zentrum eines Preiskriegs im Lebensmittelhandel im Jahr 2014 – kostet nun überall fast dasselbe. Die Preiserhöhungen signalisieren, dass Jahre unerbittlicher Deflation womöglich zu einem Ende kommen, meint Bernstein-Analyst Bruno Monteyne. "Das ist ein Wendepunkt", sagt er. "Es zeigt einfach nur den Druck, der von den großen Supermarktketten auf Aldi und Lidl ausgeübt wird."

Milchpreis symbolisiert Trendwende

Der Anstieg des Milchpreises ist eine symbolische Kehrtwende. Als Tesco zunehmend Marktanteile an die deutschen Discounter im Jahr 2014 verlor, senkte das Unternehmen seine Milchpreise. Aldi und Lidl reagierten darauf mit eigenen Reduzierungen, um den Abstand bei den Preisen aufrechtzuerhalten – ein Abstand, der nun verschwunden ist. "Milch ist eine Art Richtungsanzeiger", sagt Steve Dresser, Direktor beim Beratungsunternehmen Grocery Insight. "Milch und Bananen werden beide gut verkauft. Und wenn man an einen Punkt gelangt, bei dem man sie mit Verlust verkauft, beginnt das Ganze sehr schnell gegen einen zu arbeiten.“

Aldi erklärte auf Nachfrage, dass die eigenen Kunden immer die niedrigsten Preise bezahlen werden. Milch und Bananen könnten anderswo nicht günstiger erstanden werden, hieß es weiter. Ein Vertreter von Lidl wollte sich zu den Preisen nicht äußern.

Pfund-Schwäche setzt Diskontern zu

Die Diskonter leiden möglicherweise stärker unter höheren Rohstoffpreisen und der Pfund-Schwäche im Gefolge des Brexit- Votums als die etablierten Supermarktketten in Großbritannien, erklärt Analyst Andrew Gwynn von Exane BNP Paribas. "Weil sie nicht viel Geld für Personal ausgeben und ihre Festkosten niedriger sind, hängt ein größerer Teil ihrer Verkaufspreise direkt von den Kosten der Nahrungsmittel ab", so Gwynn.

Der Aufstieg der beiden deutschen Diskonter am 169 Mrd. Pfund (198 Mrd. Euro) schweren britischen Lebensmittelmarkt setzte größere Ketten unter Zugzwang, Preise für alles Mögliche von Brot bis Waschpulver zu reduzieren. Aldi und Lidl kontrollieren mittlerweile zusammen mehr als ein Zehntel der Lebensmittelausgaben in Großbritannien, und im Durchschnitt liegen ihre Preise mindestens zehn Prozent unter jenen der billigsten Haupt-Supermärkte von Großbritannien, heißt es von BNP Paribas.
Der abnehmende Preisunterschied bietet vielleicht einen Erklärungsansatz für die gebremste Wachstum der deutschen Diskonter. Sie verzeichneten zuletzt ihr schwächstes Umsatzwachstum in Großbritannien seit 2011, wie aus den jüngsten Monatsdaten des Marktforschers Kantar Worldpanel hervorgeht. Zum Vergleich: Der lokale Wettbewerber Tesco erfreut sich derzeit wieder belebter Geschäfte.

(Bloomberg)

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