Zusammenstöße zwischen Polizei und rebellierenden Bewohnern von Flüchtlingslagern, vor allem jungen Afghanen, in Bulgarien und Griechenland.
Nach einem tödlichen Unfall in einem Flüchtlingslager auf der griechischen Insel Lesbos kam es in der Nacht auf Freitag zu Auseinandersetzungen mit der Polizei. Auch im bulgarischen Lager Harmanli gab es schwere gewalttätige Ausschreitungen, dort nahm die Polizei rund 300 Flüchtlinge, meist junge Männer und Jugendliche, fest.
Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras zeigte sich "schockiert" über den Tod zweier Personen, die bei einer Gasexplosion in dem Lager auf Lesbos gestorben waren, was die Gewalt unter den Zuwanderungsfordernden auslöste. "Ich bin schockiert, so wie alle Griechen, über diesen tragischen Vorfall", sagte Tsipras am Freitag. Die Regierung werde ihre Anstrengungen verstärken, um die "Sicherheit und Lebensqualität" in den Flüchtlingslagern zu gewährleisten.
In dem Lager Moria hatten aufgebrachte Flüchtlinge ein Feuer gelegt, das erhebliche Schäden anrichtete, wie die Polizei in der Nacht auf Freitag mitteilte. Bei Zusammenstößen mit der Polizei wurden sechs Migranten leicht verletzt. Die Bewohner reagierten mit dem Gewaltausbruch offenbar auf den Tod einer 66 Jahre alten irakischen Kurdin und ihres sechsjährigen Enkelsohns. Sie starben, als beim Kochen in einem Zelt eine Gasflasche explodierte. Die Mutter des Kindes und ein vierjähriges Geschwisterkind wurden mit schweren Verletzungen nach Athen in ein Krankenhaus geflogen.
In Moria und anderen Flüchtlingszentren auf den griechischen Inseln in der Ägäis gab es schon wiederholt Proteste. Im September waren Teile des Lagers Moria nach einem Brand für mehrere Tage unbewohnbar. Dort sind mehr als 5000 Zuwanderungsfordernde untergebracht, ausgelegt ist das Lager für 3500 Menschen.
"Bedrohung für die nationale Sicherheit"
Im bulgarischen Lager Harmanli lieferten sich Bewohner derweil stundenlange Kämpfe mit der Polizei. Bulgariens Ministerpräsident Boiko Borissow sprach nach einem Besuch an Ort und Stelle in der Nacht auf Freitag von 24 verletzten Polizisten und zwei verletzten Migranten. Von den rund 300 Festgenommenen würden sechs als "Bedrohung für die nationale Sicherheit" eingestuft, sagte der Regierungschef. Die Polizei habe die Lage unter Kontrolle gebracht.
Die gewaltsamen Proteste von rund 1500 Flüchtlingen, die meisten von ihnen Afghanen, hatten am Donnerstagnachmittag begonnen. Grund war nach Behördenangaben ein kürzlich verhängtes Verbot zum Verlassen des Lagers gewesen, dessen Begründung zahlreiche Fälle ansteckender Krankheiten unter den Migrationswilligen waren. Nach kurzer Ruhepause gingen die Zusammenstöße in der Nacht weiter.
Aufrührerische Afghanen
Die Protestierenden zündeten Reifen an und bewarfen die rund 250 Polizeibeamten mit Steinen. Die Polizei setzte Wasserwerfer ein. Bereits im Oktober hatte es in dem bulgarischen Lager, wo rund 3000 Menschen untergebracht sind, Proteste vor allem von Afghanen gegeben. Sie forderten, ihren Weg nach Westeuropa fortsetzen zu dürfen. Rund 13.000 Flüchtlinge, die meisten aus Afghanistan, sitzen derzeit in dem ärmsten EU-Mitgliedsland fest.
(APA/AFP)