Ex-Präsident Janukowitsch wurde aus Russland per Video als Zeuge vernommen. Er stritt jede Verantwortung für die Todesschüsse am Maidan ab
Kiew/Wien. Durch die Vernehmung des ukrainischen Ex-Präsidenten Viktor Janukowitsch, der am Montag aus dem russischen Rostow am Don per Videokonferenz von einem Kiewer Staatsanwalt befragt wurde, sind neue Details zum Machtkampf von 2013/2014 bekannt geworden. Erstmals legte die Anklage die telefonischen Kontakte zwischen Janukowitsch mit Wladimir Putin und dessen Vertrauten in den Schlüsseltagen offen.
Der am 23. Februar 2014 aus der Ukraine nach Russland geflohene Viktor Janukowitsch wurde formal als Zeuge in einem Kiewer Gerichtsverfahren befragt, in dem ehemalige Sonderpolizisten im Zusammenhang mit Todesschüssen am Kiewer Unabhängigkeitsplatz angeklagt sind. Der Ex-Präsident stritt jede Verantwortung für die Todesschüsse am Maidan ab und machte für die politische Eskalation vor knapp drei Jahren Rechtsradikale und Oligarchen verantwortlich.
Viele Telefonate nach Moskau
Im Lauf der stundenlangen Befragung konnte oder wollte sich Janukowitsch an wichtige Einzelheiten nicht erinnern. Aufhorchen ließen insbesondere Fragen des Staatsanwalts, der auf Basis von Telefonverbindungsdaten Indizien für enge Absprachen zwischen Kiew und Moskau während der Zuspitzung des innenpolitischen Konflikts in der Ukraine aufzählte. Zwischen Dezember 2013 und Februar 2014 habe Janukowitsch 54-mal über das Telefon seines Leibgardenchefs mit Viktor Medwetschuk telefoniert. Medwetschuk gilt als enger Vertrauter von Russlands Präsident Wladimir Putin. Der Staatsanwalt berichtete zudem von einem bisher unbekannten Treffen zwischen Ex-Premier Mykola Asarow und Putin am 18. Februar 2014. (APA)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.11.2016)