Warum sich Samsung aufteilen wird

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SKOREA-TECHNOLOGY-COMPANY-SAMSUNG-EARNINGSAPA/AFP/JUNG YEON-JE
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Struktur. Eine Spaltung bringt dem Apple-Rivalen Transparenz und Steuervorteile. Sie hilft aber vor allem der Gründerfamilie Lee, ihre Kontrolle über den größten Konzern Südkoreas zu sichern.

Wien/Seoul. Samsung Electronics, der wertvollste Konzern Südkoreas, steht vor seiner Aufspaltung. Seit Monaten drängt Paul Singer, Chef des Investors Elliott Management, den Smartphonehersteller, das operative Geschäft mit Handys, TV-Geräten und Speicherchips abzutrennen und an die New Yorker Technologiebörse Nasdaq zu bringen. Die ineffizienten Strukturen und die Führung des Konzerns stehen bei Anlegern regelmäßig in der Kritik. Elliot verspricht sich von der Spaltung Steuervorteile und mehr Transparenz bei Samsung Electronics. Am Dienstag nahm der Konzern erstmals öffentlich zu den Vorschlägen Stellung – und stellte die Aufspaltung zumindest in den Raum. Das Management werde alle Vor- und Nachteile prüfen und innerhalb der kommenden sechs Monate eine Entscheidung treffen.

Machttransfer zu den Enkeln

Die Wahrscheinlichkeit, dass am Ende die Trennung des Unternehmens tatsächlich durchgezogen wird, ist hoch. Nicht, weil das Management so endlich den lästigen Investor Elliot ruhigstellen könnte, sondern weil sich durch diesen Schritt auch ein paar Probleme der Gründerfamilie Lee beseitigen lassen.Die Familie kämpft derzeit darum, die Kontrolle über das 1938 gegründete Imperium zu behalten. Samsung Electronics ist zwar das Herzstück, aber bei Weitem nicht das einzige Unternehmen in dem Konglomerat. Die Bildung einer eigenen Holdinggesellschaft im Zuge der Spaltung böte die Chance, Beteiligungen innerhalb der Firmengruppe so umzugruppieren, dass der Einfluss auf Samsung Electronics gewahrt bleibt. Erst im Vorjahr hat die Familie zwei Tochterfirmen fusioniert, um ihre Anteile im Unternehmen Samsung C & T zu bündeln. Jay Y. Lee, der Enkel des Samsung-Gründers, könnte diesen Anteil an Samsung C & T nun in die Holding einbringen, um den Einfluss der Lees auch beim Smartphonehersteller auszuweiten.

Explosive Akkus und Affären

„Die Umwandlung von Samsung in eine Holding ist ein unverzichtbarer Faktor beim Machttransfer zur dritten Generation“, sagt Park Ju Gen, Leiter von Ceoscore, einem Unternehmens-Watchdog in Seoul. „Die Gründerfamilie wird stabile Kontrolle über die Gruppe haben, das ist das Ziel der ganzen Aktion.“

Allzu viel Zeit sollten sich die Nachfahren des derzeitigen Konzernpatriarchen, Lee Kun-hee, nicht lassen. Der 74-jährige Sohn des Unternehmensgründers ist seit zweieinhalb Jahren krankheitsbedingt außer Gefecht. Sein Sohn und seine beiden Töchter halten sich bis dato zur Nachfolgefrage ebenso bedeckt wie zur künftigen Kontrolle über das Flaggschiff Samsung Electronics.

Das Unternehmen, das derzeit mehrheitlich im Streubesitz ist, hat im Moment an mehreren Fronten zu kämpfen. Der Rückruf von Millionen nagelneuer Smartphones mit leicht brennbarem Akku kostet Milliarden. Die Korruptionsaffäre rund um die südkoreanische Präsidentin, Park Geun-hye, rückt das Unternehmen ins Visier der Ermittler. An der Börse hält der Elektronikriese dennoch bei einer Marktkapitalisierung von 224 Milliarden Dollar (rund 212 Mrd. Euro).

Während nun also die Spaltung von Samsung Realität werden dürfte, blitzte Elliot Management mit den übrigen Forderungen ab. So wird es keine Sonderdividende von 26 Milliarden Dollar geben, entschied das Management. Stattdessen will das Unternehmen die Ausschüttung für 2016 um 30 Prozent auf etwa 3,4 Mrd. Dollar erhöhen. Mit dem restlichen Gewinn will der Vorstand weiter eigene Aktien aufkaufen. Das Unternehmen hat heuer bereits 9,6 Milliarden Dollar in eigene Aktien investiert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.11.2016)

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