Arbeitskampf: Lufthansa bleibt im Streikmodus

A member of the German Lufthansa pilots union Vereinigung Cockpit (VC) attends a demonstration in front of Frankfurt Airport
A member of the German Lufthansa pilots union Vereinigung Cockpit (VC) attends a demonstration in front of Frankfurt AirportReuters
  • Drucken

Der Lufthansa-Streik verursacht Tausenden Österreichern Probleme. Der Schaden für die hiesige Wirtschaft hält sich aber in Grenzen.

Wien/Berlin. Die Wörter „Lufthansa“, „Flug“ und „annulliert“ werden seit einer Woche sehr häufig gemeinsam verwendet – zum Leidwesen vieler Passagiere. So schnell dürfte sich daran auch nichts ändern. Denn ein Ende des Pilotenstreiks ist weiterhin nicht in Sicht. Am Dienstag fielen 816 Kurzstreckenflüge aus. Heute, Mittwoch, kommt die Langstrecke dazu. Insgesamt werden an beiden Tagen rund 1700 Verbindungen für 180.000 Fluggäste gestrichen. Die Auswirkungen sind bis nach Wien-Schwechat und Graz spürbar.

1. Welche Flüge von und nach Österreich werden gestrichen?

Heute fallen 14 Lufthansa-Flüge zwischen Wien und Frankfurt aus, acht zwischen Wien und München, weitere acht zwischen Graz und München – insgesamt 30. Am Dienstag waren es 22. Bestreikt werden nur Flüge von Lufthansa. Deren Töchter, Austrian Airlines, Germanwings, Eurowings, Air Dolomiti, Swiss, Brussels Airlines, sind nicht betroffen.

2. Worum geht es den Piloten – und warum dauert das so lang?

Die Vorstellungen der Streitparteien liegen weit auseinander. Die 5400 Piloten verlangen eine Gehaltserhöhung von 3,7 Prozent im Jahr – einschließlich Nachzahlungen für vier Jahre. Das Management bietet allerdings nur 0,7 Prozent über eine Laufzeit von sechs Jahren. Der Streit schwelt schon seit April 2014 – und nicht überall im Unternehmen gibt es Verständnis für die Piloten. Der Betriebsrat des Bodenpersonals kündigte für Mittwoch eine Gegendemonstration an und forderte die Pilotengewerkschaft auf, den Streik zu beenden: Die Durchsetzung von Partikularinteressen ginge auf Kosten aller anderen Kollegen.

3. Was stört die Lufthansa-Piloten an den Plänen des Managements?

Nach Meinung vieler Experten sind die Gehälter nur das vordergründige Motiv der Piloten. In Wahrheit versuchten sie, in die Unternehmensführung einzugreifen, behauptete etwa Ex-Lufthansa-Manager Thomas Sattelberger in einem Interview mit Spiegel Online: „Sie wollen den Aufbau der Billigtochter Eurowings verhindern und verstecken das hinter einer exorbitanten Gehaltsforderung.“ Eurowings zahlt deutlich niedrigere Pilotengehälter als der Mutterkonzern.

4. Was kann man als Passagier tun, wenn der Flug ausfällt? Welche Rechte hat man?

Fällt der Flug aus, hat der Passagier zwei Möglichkeiten: Entweder er lässt sich den Ticketpreis erstatten, oder er verlangt, auf andere Weise an sein Ziel gebracht zu werden. Dafür kommt (neben der Umbuchung auf einen späteren Flug) auch eine Bahnreise infrage. Diese Rechte sind in einer EU-Verordnung von 2004 festgelegt. Passagiere haben auch ein Recht auf Betreuungsleistungen durch die Fluglinie. Darunter fallen die Verpflegung während der Wartezeit auf den nächsten Flug, Telefonanrufe und Übernachtung(en) im Hotel. Wer Ausgaben vorstreckt, muss Belege vorweisen, um Geld zurückzubekommen.

5. Wie kann man sich über den Status des gebuchten Flugs informieren?

Lufthansa veröffentlichte für Dienstag und Mittwoch einen Sonderflugplan, bat seine Kunden allerdings, sich vor Reiseantritt über den Status des gebuchten Flugs zu informieren – am besten über die Homepage: lufthansa.com/at/de/Fluginformationen.

6. Welche Auswirkungen hat der großflächige Lufthansa-Streik auf Österreich?

Tausende Lufthansa-Kunden haben Unannehmlichkeiten wegen der Flugausfälle, die AUA-Maschinen nach Deutschland sind wegen der Umbuchungen voller als sonst. Aber volkswirtschaftlich gesehen macht sich der Arbeitskampf im Nachbarland hierzulande nicht bemerkbar. So werden zwar Geschäftsleute Probleme haben, Termine wahrzunehmen. Dass Geschäfte dadurch nicht abgeschlossen werden, ist jedoch unwahrscheinlich. Auch Touristen werden in der Regel auf Flüge anderer Gesellschaften umgebucht. Anders sieht die Situation für die Lufthansa selbst aus. Bei ihr entstehen durch den Streik hohe direkte Kosten und ein Schaden für das Image als zuverlässige Fluglinie.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.11.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Der Streik der Lufthansa-Piloten bringt zunehmend den Rest der Belegschaft auf die Palme.
Unternehmen

Bei der Lufthansa droht die interne Revolution

Im Lufthansa-Konzern formiert sich Widerstand gegen die streikenden Piloten. Ein schnelles Ende des "zerstörerischen Streits" wird gefordert.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.