Griechenland fordert "realistischere fiskalische Zielvorgaben"

Griechenlands Zentralbank-Chef Yannis Stournaras fordert einen klaren Fahrplan für sein Land von den Gläubigern.
Griechenlands Zentralbank-Chef Yannis Stournaras fordert einen klaren Fahrplan für sein Land von den Gläubigern.(c) REUTERS/ALKIS KONSTANTINIDIS
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Der griechische Zentralbankchef Yannis Stournaras fordert eine rasche Entscheidung über Schuldenerleichterungen für sein Land.

Sein Land brauche "leichte Maßnahmen" zur Entlastung bei den Schulden, erklärte der griechische Zentralbankchef Yannis Stournaras in einem "Handelsblatt"-Interview vom Montag. Darüber hinaus benötige Griechenland "realistischere fiskalische Zielvorgaben" der Geldgeber für den Haushalt nach dem Abschluss des bis 2018 laufenden Hilfsprogramms. Die geforderten Schuldenentlastungen sollten jetzt beschlossen, aber erst nach 2018 umgesetzt zu werden, damit die Märkte endlich Klarheit gewönnen.

Die Entlastungen könnten, abseits von kurzfristigen Maßnahmen, in einer Verlängerung von Kreditfälligkeiten um etwa 20 Jahre und der Rückzahlung von gegenwärtig kapitalisierten Zinsen in 20 einheitlichen jährlichen Raten bestehen, sagte der Zentralbankchef. Stournaras widersprach dabei auch der Darstellung von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, der derzeit keine Debatte über die Schulden des Landes für nötig hält. "Das ist eine ziemlich extreme Risikointerpretation", sagte der Grieche.

Entscheidungen seien schon jetzt auch deshalb nötig, damit der Internationale Währungsfonds bewerten könne, ob die griechischen Schulden für das Land tragfähig seien, argumentierte Stournaras. Nur dann will sich der Fonds am laufenden Griechenland-Hilfsprogramm beteiligen. Der Zentralbankchef plädierte ausdrücklich dafür, den IWF an Bord zu behalten. "Das gäbe dem Programm mehr Glaubwürdigkeit", sagte er.

Derzeitige Forderungen "ziemlich wirklichkeitsfremd"

Stournaras zog ein insgesamt positives Fazit der Reform-Umsetzungen und Fortschritte. Die Forderung der Geldgeber, Griechenland müsse nach 2018 für eine längere Zeit einen Primärüberschuss von 3,5 Prozent der Jahreswirtschaftsleistung erzielen, nannte er "ziemlich wirklichkeitsfremd". Einen Bedarf an neuen Finanzspritzen für die Banken des Landes sieht er nicht.

Die Euro-Finanzminister erörtern am Montag in Brüssel die Reformfortschritte Griechenlands und wahrscheinlich auch die Frage, ob man kurzfristig über Schuldenentlastungen befinden sollte.

(Reuters)

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