Ballon d'Or: Goldene Bälle, versteckte Millionen

Ballon d'Or Nummer vier: Für Cristiano Ronaldo könnte es eigentlich nicht besser laufen, wären da nicht diese Steuerenthüllungen.
Ballon d'Or Nummer vier: Für Cristiano Ronaldo könnte es eigentlich nicht besser laufen, wären da nicht diese Steuerenthüllungen.(c) AFP
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Cristiano Ronaldo ist wieder Fußballer des Jahres, doch seine Freude darüber ist getrübt. Während sich der Superstar gegen sein neues Image als versierter „Steuer-Dribbler“ zur Wehr setzt, wartet bereits die nächste große Gala.

Paris. Cristiano Ronaldo ist irritiert. Grund dafür sind die jüngsten Berichte über seine Steuervermeidung im großen Stil, sie haben nun auch seine Freude über den vierten Gewinn des Ballon d'Or, der Trophäe für den besten Fußballer des Jahres, getrübt. Zum vierten Mal bekam er sie überreicht, Ronaldo sagte: „Natürlich hat es das ein wenig verdorben. Sonst würde ich lügen. Ich bin kein Heuchler.“

FootballLeaks-Dokumente hatten gezeigt, wie sich der Real-Star diverser Briefkastenfirmen und Steueroasen bediente, um Millionenbeträge am spanischen Fiskus vorbeizuschleusen. Doch der 31-Jährige mimt den Saubermann. Er erklärte: „Diese Lüge schmerzt. Das ist alles hart, nicht nur für mich, sondern auch für meine Familie, meinen Sohn und alle, die mit mir arbeiten.“

Das sind vor allem seine Teamkollegen, an deren Seite der Portugiese heuer die Champions League und die Europameisterschaft gewann und denen er zu einem gewissen Grad auch die jüngste Auszeichnung verdankt. Ob Ronaldo an beiden Erfolgen übermäßigen Anteil hat, ist durchaus umstritten. Außerdem arbeitet die Agentur Gestifute für ihn. Gegründet wurde sie von seinem einflussbreichen Berater Jorge Mendes, der schon in Ronaldos Hochglanz-Filmbiografie „Ronaldo“ (2015) einen überschwänglichen Auftritt hatte. Gestifute hatte die Berichte über Ronaldos Steuertricks dementiert und seine Einnahmen als Fußballprofi und Werbestar (unter anderem Unterwäsche, Duschgel, Socken) offengelegt: Allein 2015 beliefen sie sich auf mehr als 227 Millionen Euro, das sind ca. 620.000 Euro pro Tag. Seinen Steuerverpflichtungen in Spanien sei der Klient dabei stets nachgekommen, hieß es.

Als Favorit nach Zürich

Ronaldo erzählte, er fühle sich sogar ein bisschen wie jemand, der unschuldig im Gefängnis sitze. „Du weißt, dass du nichts falsch gemacht hast, aber sie sagen, du hast etwas Verwerfliches getan. Das mag niemand.“ Er habe jedenfalls nichts zu verbergen, auch keinen Grund zu lügen. Denn: „Die Wahrheit kommt immer ans Licht. Früher oder später“, sagte er gegenüber „France Football“.

Das Magazin hatte die Wahl heuer wieder in Eigenregie organisiert, 173 Journalisten aus aller Welt stimmten ab. Ronaldo setzte sich vor Dauerrivale Lionel Messi und vor Antoine Griezmann durch.

Messi bleibt mit insgesamt fünf Titeln zwar Rekordsieger, wenn am 9. Januar 2017 in Zürich aber auch noch der Weltfußballer der Fifa gekürt wird, ist wieder Ronaldo der Favorit. Zwischen 2010 und 2015 vergab der Weltverband gemeinsam mit „France Football“ den Ballon d'Or, nach dem Ende der Zusammenarbeit initiierte die Fifa nun eine eigene Verleihung (wie schon zwischen 1991 und 2009). Stimmberechtigt sind dort auch die Teamchefs und Kapitäne der Nationalmannschaften, außerdem Medienvertreter und erstmals auch Fans. (joe)

Sieger des Ballon d'Or

Seit 2008 machen Cristiano Ronaldo (POR) und Lionel Messi (ARG) den Ballon d'Or unter sich aus. Ronaldo gewann 2008, 2013, 2014 und 2016. Messi ist Rekordgewinner mit fünf Titeln.

Kaká war 2007 der bisher letzte Weltfußballer, der nicht Ronaldo oder Messi hieß. Mit Fabio Cannavaro gewann 2006 sogar ein Verteidiger.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.12.2016)

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