Trainer Zinedine Zidane war Halbfinalgegner America kein Begriff, für die Königlichen zählt nur der Titel. Die Fifa hegt derweil kühne Träume für das Turnier.
Yokohama. Seit fast einer Woche läuft in Japan tatsächlich schon die Klub-WM, wirkliches Interesse für das Turnier der besten Mannschaften aller Kontinente aber hat erst die Ankunft von Real Madrid entfacht. Hunderte Fans empfingen den spanischen Champions-League-Sieger auf dem Flughafen in Tokio, besonders laut wurde das Kreischen der Teenager beim Anblick von Cristiano Ronaldo.
Die Königlichen steigen am Donnerstag (11.30 Uhr, live ORF Sport +) in Yokohama mit dem Halbfinale gegen den mexikanischen Klub America ein. Noch mehr als auf dem Platz zeigt sich das Gefälle in Sachen öffentlicher Wahrnehmung. Selbst Real-Trainer Zinedine Zidane konnte mit dem Gegner nichts anfangen, wie er gestand. Durch die mexikanischen Medien ging ein Aufschrei, immerhin zählen die 1916 gegründeten „Adler“, die sich über die Concacaf-Champions-League qualifiziert haben, zu den erfolgreichsten Klubs des Landes, füllen regelmäßig das 95.000 Zuschauer fassende Aztekenstadion in Mexiko-Stadt.
Inzwischen habe Zidane America „genau studiert und analysiert“, zugleich wies der Franzose auf Jetlag und Müdigkeit seiner Mannschaft hin. „Ich persönlich bin hinüber, aber wir werden uns erholen.“ Am Aufstieg gegen America zweifelt niemand, geht es nach der Statistik, liegt der Pokal für Real schon bereit. Seit 2007 hat sich bis auf eine Ausnahme (Corinthians Sao Paulo 2012) immer der europäische Vertreter durchgesetzt.
Schließlich wartet im möglichen Endspiel am Sonntag mit dem Sieger des Duells zwischen Atlético Nacional, kolumbianischer Gewinner der Copa Libertadores, und Japans Meister Kashima Antlers (heute 11.30 Uhr, ORF Sport +) ebenfalls ein schlagbarer Gegner. Für Linksverteidiger Marcelo ist der Titel das unbestrittene Ziel. „Real Madrid hat immer die Verpflichtung zu gewinnen. Wir müssen alles geben und keinen Zweifel daran lassen, dass wir die Besten sind.“
32 Teams und Sommertermin
Da die Klub-WM zu Jahresende weder Spieler noch Fans sonderlich reizt, hat Fifa-Präsident Gianni Infantino unlängst mit einer radikalen Idee aufhorchen lassen: 32 statt wie bislang sieben Teilnehmer und Verlegung in den Sommer. „Ist es besser, eine ermüdende Reiserei zu organisieren oder ein Turnier?“, fragte der Schweizer im Hinblick auf vielen Sommertourneen rund um den Globus und lancierte eine Reformgruppe um die Ex-Profis Zvonimir Boban und Marco van Basten. Die Idee dahinter ist freilich berechnend: Die Fifa möchte künftig auch am großen Geldtopf auf Klubebene mitnaschen. (swi)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.12.2016)