Stefan Schnöll: Dank Kurz, Mock und Heer zur ÖVP

Stefan Schnöll (links neben Sebastian Kurz): Bereit auch für die erste Reihe.
Stefan Schnöll (links neben Sebastian Kurz): Bereit auch für die erste Reihe.(c) JVP
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Stefan Schnöll, Generalsekretär der JVP, hat gute Chancen auf ein Nationalratsmandat. Sollte Sebastian Kurz Parteichef werden, wohl noch größere. Die beiden sind enge Vertraute.

Die Geschichte, wie Stefan Schnöll (28) zur ÖVP kam, deckt sich ganz gut mit seinen politischen Vorstellungen. Er findet nämlich, dass Parteien und ihre Programme eine geringere Rolle spielen. Wichtiger seien einzelne Persönlichkeiten. „Menschen vertrauen Menschen“, sagt er.

Insofern gibt es zwei Menschen, die an seiner politischen Karriere maßgeblich beteiligt waren. Der eine ist ein ehemaliger Kamerad, der in der Salzburger Schwarzenbergkaserne gemeinsam mit Schnöll den Grundwehrdienst absolvierte. Als sich die beiden in Wien bei einer Jus-Vorlesung wiedersahen, nahm er ihn kurzerhand zu einer Veranstaltung der Wiener Jungen Volkspartei mit. Die Jugendorganisation wählte dort ihren neuen Landeschef – einen gewissen Sebastian Kurz. Und das war Person Nummer zwei. Heute ist er einer seiner engsten Vertrauten.

Schnöll stieß also mehr oder weniger zufällig auf die ÖVP. Er war parteipolitisch „überhaupt nicht vorbelastet“, wie er es nennt. Zu Schulzeiten war er nicht politisch aktiv, Parteiprogramm hatte er auch keines gelesen. Dafür aber die Biografie von Alois Mock. Die habe ihn fasziniert – noch eine Person, also.

Was ihn aber an der ÖVP-Jugend gereizt hätte? „Dass man konkret etwas verändern will. Wir demonstrieren vielleicht nicht auf der Straße, haben uns auch nicht für Weltfrieden eingesetzt“, sagt Schnöll. Dafür setze man sich einzelne Maßnahmen als Ziel. So wie die 24-Stunden-U-Bahn in Wien. „Das ist der erste Erfolg, den ich aktiv mitbekommen habe.“

Dann konzentrierte sich Stefan Schnöll wieder aufs Studium und seine Gerichtspraxis in Favoriten. Bis Kurz, mittlerweile JVP-Bundesobmann, ihm den Posten als Generalsekretär anbot. Das war 2015. Seitdem arbeiten die beiden eng zusammen. Und nun? Schnöll könnte sich durchaus vorstellen, in die erste Reihe zu treten – in welchem Bereich auch immer.

Am meisten würden ihn die Themen Wirtschaft und Außenpolitik reizen. Er habe bereits eine kleine Österreich-Tour mit einer Kampagne zum Standort Österreich organisiert. „Da habe ich Blut geleckt.“ Eine Karriere in der Politik strebe er aber nur „in dem Wissen an, dass sie sehr kurzlebig ist“, meint er. Wenn es also nicht nach Plan verlaufe, hätte er kein Problem damit, kurzerhand in eine Kanzlei zu wechseln.

Aber egal, was die Zukunft bringe: Seine Partei, die ÖVP, müsse sich nach dieser Legislaturperiode von der SPÖ lösen. Zumindest wenn es so weitergehe wie bisher. „Man sehnt sich nach etwas anderem. Was auch immer das ist.“ Die Große Koalition habe jedenfalls „unsere Positionen verwaschen“, sagt er. Prinzipiell hätte die ÖVP schon die richtigen Antworten. „Aber wir gehen in Verhandlungen oft schon mit einem Kompromissvorschlag rein.“ Und: „Wir wissen zum Teil selbst nicht mehr, was unsere Positionen sind.“ Prinzipiell störe ihn, dass derzeit so viel über Stil gesprochen werde. Wichtiger seien die Inhalte. Woran er denkt? „Das Dringendste sind eine Lohnnebenkostensenkung und Reformen im Sozialsystem.“ Aktionen wie den Pensionshunderter sieht er kritisch: „Hier wird Geld verteilt, ohne darüber nachzudenken, wer es tatsächlich braucht.“

Als Christian Kern ins Kanzleramt zog, forderte Schnöll übrigens eine Überarbeitung des Regierungsprogramms. Damals sei er intern in einer Sitzung zurechtgewiesen worden. Jetzt sei das die Linie der Parteispitze.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.01.2017)

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