Trump kontert Streep auf Twitter: "Sie ist ein(e) ..."

Meryl Streep wurde für ihr Lebenswerk ausgezeichnet.
Meryl Streep wurde für ihr Lebenswerk ausgezeichnet.REUTERS
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Trump nutze seine Position aus, um zu tyrannisieren, sagte Streep bei den Golden Globes. "Eine der meist überschätzten Schauspielerinnen", reagiert Trump auf Twitter.

Die Wahl Donald Trumps zum nächsten US-Präsidenten ließ auch die Stars bei den Golden Globes nicht kalt. So hielt Schauspielerin Meryl Streep bei der Preisverleihung in Hollywood eine engagierte Rede gegen den Nachfolger Barack Obamas. "Wenn die Mächtigen ihre Position benutzen, um andere zu tyrannisieren, dann verlieren wir alle", sagte Streep am Sonntag unter Tränen bei der Entgegennahme des Cecil B. Demille Preises für ihr Lebenswerk.

Die eindrücklichste Szene des Jahres sei für sie nicht in einem Film gewesen, sondern als Trump in einer Wahlkampfrede die Bewegungen eines körperlich Behinderten nachgeäfft habe. "Dieser Instinkt, andere zu demütigen, zieht sich in den Alltag von uns allen."

Zuvor hatte Streep bereits über die Herkunft vieler der nominierten Stars gesprochen. Hollywood sei voll von Ausländern. "Wenn wir sie alle aus dem Land werfen, gibt es für uns nichts mehr zu schauen außer Football und Mixed Martial Arts", sagte Streep über den Kampfkunst-Sport, von dem Trump ein großer Fan ist.

Trump sei von der Kritik "nicht überrascht" gewesen, sagte er der "New York Times" am Montag. Demnach bezeichnete er Streep als "eine Hillary-Freundin". Er habe die Verleihung zwar nicht gesehen, sei aber schon früher von "liberalen Filmleuten" attackiert worden. Und später machte er noch auf seiner Lieblings-Verkündplattform Twitter seinem Ärger Luft: "Meryl Streep, eine der meistüberschätzten Schauspielerinnen in Hollywood, kennt mich nicht, aber attackierte letzte Nacht bei den Golden Globes. Sie ist ein(e)..." und erst im nächsten Tweet löst der künftige Präsident auf, sie sei eine "Hillary flunky", eine eher abwertende Bezeichnung für "Hillary-Anhängerin". Trump habe niemals einen behinderten Journalisten verhöhnt.

Obama: "Leute nehmen ernst, was er sagt"

Auch der scheidende Präsident Obama richtete einmal mehr mahnende Worte an Trump, bevor er kommende Woche aus dem Weißen Haus ausziehen wird: Es gebe einen Unterschied zwischen Regierungsarbeit und Wahlkampf. Außerdem könne man das Weiße Haus nicht wie ein Familienunternehmen managen.

Er habe versucht, das dem bisherigen Immobilienmogul und Unternehmer in ihren bisherigen Gesprächen zu vermitteln, sagte Obama am Sonntag in einem Interview des Senders ABC News. "Was er erkennen muss ist, dass du, sobald du dieses Büro (Oval Office) betrittst, nachdem du vereidigt worden bist, die Verantwortung über die größte Organisation der Welt hast", sagte Obama. Er habe Trump gesagt, dass dieser Betrieb nicht wie ein Familienunternehmen gemanagt werden könne und dass er ein starkes Team um sich herum haben müsse.

Obama gab dem umtriebigen Tweeter Trump auch noch eine andere Empfehlung: Von dem Tag an, an dem er Präsident werde, "gibt es Welthauptstädte und Finanzmärkte und Leute rund um die Welt, die wirklich ernst nehmen, was er sagt".

Kabinettsanhörungen im Eilverfahren

Trump war am Wochenende unter Kritik geraten, weil er die Bestätigung für Spitzenkandidaten in seinem Kabinett im Eilverfahren durchpeitschen will: Gleich sieben Kandidaten sollen sich diese Woche der Anhörung im Senat stellen. Das Tempo stieß nicht nur bei den oppositionellen Demokraten auf Kritik.

Der Leiter der unabhängigen Behörde für Regierungsethik, Walter Shaub, äußerte in einem Schreiben "große Besorgnis", weil die Überprüfung der Kandidaten - etwa die ihrer Finanzen und Geschäftsbeziehungen - noch nicht abgeschlossen sei.

Die Kandidaten zu bestätigen, bevor sie ausreichend durchleuchtet worden seien, wäre "bisher einmalig", zitierte die "Washington Post" am Sonntag Shaub. Die Demokraten forderten eine Verschiebung der Prozeduren, zumal viele von Trumps Kandidaten keine politische Vergangenheit und Erfahrung haben und ihr Hintergrund ihnen daher nicht sehr vertraut ist. Aber die Republikaner winkten ab.

Die Prozedur beginnt am Dienstag mit einer zweitägigen Anhörung von Jeff Sessions, der Justizminister werden soll. Für Mittwoch sind gleich fünf Hearings angesetzt, darunter die Befragung des bisherigen ExxonMobil-Topmanagers Rex Tillerson, den Trump zum Außenminister machen will. Für denselben Tag ist außerdem eine mit Spannung erwartete Pressekonferenz des designierten Präsidenten angesetzt. Die Hearings werden jeweils von den zuständigen Senatsausschüssen abgehalten.

(APA/dpa)

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