Das Geschäft mit dem WM-Pokal

Mehr Teams, mehr Geld: Der Hochbetrieb der Fußball-WM, der besten Geldmaschine der Sportwelt, ist gesichert.

Ab 2026 spielen 48 Nationen bei der Fußball-WM – was aus Sicht der Spielqualität auf den ersten Blick wahnwitzig und aus organisatorischer Perspektive fast unvorstellbar klingt, ist beim Fifa-Meeting in Zürich Wirklichkeit geworden. Diese im Eiltempo erreichte, überaus seltene Einstimmigkeit lässt darauf schließen, dass es im vorrangig auf Gewinnmaximierung spezialisierten Fußballweltverband bzw. unter den nur 33 stimmberechtigten Council-Funktionären einen Konsens gegeben hat: Geld.

Es geht auf dieser Ebene nur noch um die Finanzen, Macht – und ein individuelles Kapitel präsidialer Zeitgeschichte. Gianni Infantinos Vorgänger haben es vorgelebt, teilweise skrupellos, aber geschäftstüchtig – und stets zur Zufriedenheit aller Wähler, also der mittlerweile 211 Mitglieder, der Industrie, Werbe- und TV-Partner.

In der Ära des Brasilianers João Havelange war die WM von 16 auf 32 Teams ausgewachsen. Diese Verdoppelung wurde von seinem „Schüler“ Sepp Blatter seit 1998 vergoldet, nun legte Infantino nach. So, wie er es als Uefa-General auf Geheiß von Michel Platini mit der EM getan hat, die seit 2016 mit 24 Teams bestritten wird.

Tore, Abseits, Ausschlüsse, all das ist für die Fifa schon während eines Turniers belanglos, es zählen andere Daten. Bei der WM 2014 betrug der Umsatz 3,3 Milliarden Euro, der Reingewinn wurde mit 1,6 Milliarden Euro beziffert. 48 Teams, 80 Spiele, 32 Tage –die Aufblähung wird weitere 640 Millionen Euro in die Kassen spülen.

Noch wähnt sich Europa bei der Verteilung der Startplätze im Nachteil. Afrika und Asien profitieren – aber das liegt auf der Hand. Sie haben Infantino statt Scheich Salman bei der Wahl im Februar 2016 dafür ja ins Amt gehievt. Die durch Foren kursierende, plausible Einteilung der WM-Starter untermauert diesen Rückschluss: Europa 16 Startplätze (zuvor 13), Afrika 9 (5), Asien 8,5 (4,5), Südamerika 6 (4,5), Concacaf (USA, Karibik etc.) 6,5 (3,5), Ozeanien 1 (0,5), der Gastgeber 1. Warum also der Aufschrei? Jeder bekommt doch sein Stück vom Kuchen?

Der Fifa geht es nicht um die bloße Entwicklung des Spiels, dessen Anmut; man stünde mit dieser Sichtweise wirklich naiv im Abseits. Es geht um den effektiveren Betrieb einer Geldmaschine, die 1934 als Kulturgut mit 16 Teams angeworfen worden ist. Aus österreichischer Sicht muss man zur XL-WM applaudieren und schweigen, darf man ja nicht über Qualitätsverluste oder Terminlast jammern. Die Chancen steigen, dass sich das ÖFB-Team – womöglich 2026 erstmals seit 1998 – für die WM qualifiziert.

Wer sich zu Recht Gedanken machen darf, sind Sammler von Panini-Alben. 48 Teams, das sind 960 Sticker allein für Spieler. Dazu Stadien, Wappen etc. Es ist kein Heft mehr, es wird ein Wälzer. Auch in diesem Punkt trifft es zu: Es geht wieder nur ums Geld.

E-Mails an:markku.datler@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.01.2017)

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