Selbstzerstörung mit Anlauf

Das nächste Fifa-Foul: Shoot-out statt Elfmeterschießen als revolutionäre Lösung für die Mammut-WM 2026.

Ankündigungen des Fußballweltverbandes Fifa gleichen nur noch dem Griff eines Zauberers in den Zylinder. Nur, die herausgeholten Kaninchen bereiten den Zuschauern keine Freude mehr. Die Ideen des Weltverbandes verfälschen das Spiel, sie rauben Beobachtern den Spaß an der Fußball-WM.

Ab 2026 wird das WM-Turnier von 48 Mannschaften bestritten, aufgeteilt in 16 Dreiergruppen. Wer als Veranstalter (USA, Mexiko und Kanada?) auftritt, welcher Verband wie viele Startplätze erhält oder nach welchem Modus gespielt ist, wird noch in Zürich ausgebrütet. Das Schweigen befeuerte allerdings die Gerüchteküche.

Spielabsprachen wären nicht länger ausgeschlossen; um dem vorzubeugen, dürfe es in der Vorrunde kein Remis mehr geben. Fifa-Chef Gianni Infantino sah die Lösung im Elfmeterschießen. So bliebe die Tradition gewahrt, und allen eine ohnehin zumeist unnötige, vor Fadesse strotzende Verlängerung erspart. Der nächste Ansatz, stattdessen doch einfach den Fair-Play-Koeffizienten oder gar die Weltrangliste den Sieger ermitteln zu lassen, glich nur noch purem Hohn.

Nun legte just Marco van Basten, einst Starstürmer, Trainer, Teamchef und nun braver Fifa-Direktor, seinen Vorschlag einer revolutionären Reform vor. Eine Abschaffung des Abseits ist für ihn ebenso wie Zeitstrafen statt Gelber Karten denkbar und statt des Elferschießens wäre doch ein Shoot-out des Rätsels einzige Lösung. Im Eishockey sind sogenannte Penalties mit Anlauf – Van Basten denkt an 25 Meter und acht Sekunden Zeitraum – beliebt, aber seit jeher als Element installiert. Man sah solche Entscheidungen schon früher in der Major League Soccer – doch sie haben mit Fußball nur sehr wenig gemein.

Warum die Elfmeter (wegen den Engländern?) weichen sollen, erklärte der Niederländer nicht. Es lässt jedoch darauf schließen, dass die WM hinter den Kulissen bereits fix an die USA vergeben worden ist. Oder, dass die Fifa keinen blassen Schimmer hat, was sie mit ihrem zwanghaft aufgeblähten Turnier anfangen soll. Sie hat ihr eigenes Sportfest entwertet.

E-Mails an:markku.datler@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.01.2017)

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