Schenkung für Albertina

Prachensky-Hommage mit Überraschungen.

Dass man Markus Prachensky einmal als einzigen Österreicher in der internationalen Pop-Art-Sektion eines Museums wiedertrifft, hätte man nicht gedacht. In der Zeitgenossendauerpräsentation der Albertina im Untergeschoß passiert genau das, ein schöner, knallroter Popo wölbt sich einem glatt und prall entgegen. Natürlich, unverdorbene Geister würden eine vielleicht sogar kalifornische Hügellandschaft assoziieren. „Red on white – Los Angeles I“ (1969), wo Prachensky Ende der 1960er-Jahre – Pop-Art-Time! – gelebt hat, ist eine von vier großen Bilderschenkungen der Witwe des 2011 verstorbenen Malers an das Museum.

Das bedankt sich mit einer eleganten „Hommage“ an den österreichischen Meister der kräftigen, gestischen Farbexplosion aus eigenen Beständen und ein paar Leihgaben. Direkt hinter dem roten Pop-Popo geht es los, über 30 Werke sind in dem schlauchartigen Raum versammelt, eine intensive, konzentrierte Werkschau, die eben einige Überraschungen bereithält. Die zweite ist ein großartiges, für Prachenskys späteren wilden Signature-Stil völlig untypisches Frühwerk, das nun ebenfalls die Albertina ihr Eigen nennt: An dem schwarz-blau-grauen Raster, der an Farbfeldmalerei erinnert, spürt man noch den Geist des studierten Architekten, der der 1932 in Innsbruck geborene Prachensky auch war. Zuerst.

Mitte der 1950er-Jahre ging er nach Wien, lernte dort Arnulf Rainer, Josef Mikl, Wolfgang Hollegha und Monsignore Otto Mauer kennen. Und begann spektakulär: mit einer roten Schüttorgie auf Leinwand im Theater am Fleischmarkt, einem Happening, das als Vorhut des Aktionismus in die Wiener Kunstgeschichte einging. Die Leinwand von damals ist leider nicht erhalten, so Brigitte Prachensky. Wesentlich war die Tat. Genauso wesentlich, wie sie es heute ist, wenn es gilt, diesen mittlerweile schon Generationen an bürgerlichen Sammlern prägenden Maler mit Schlüsselwerken in großen Museen wie Belvedere oder Albertina zu verankern. Bis 19. März, Albertina. ?

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.01.2017)

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