Eine Reise in die Vergangenheit

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Serena Williams, 35, und Schwester Venus Williams, 36, drehen bei den Australian Open das Rad der Zeit zurück. Die 28. Auflage des Sister Act ist etwas für wahre Tennisromantiker.

Melbourne/Wien. Die Tennisszene war in heller Aufruhr, Medien aus aller Welt überschlugen sich mit Sensationsmeldungen. Als Venus und Serena Williams, zwei Teenager aus Kalifornien, in den Neunzigerjahren zu ihren ersten Schlägen und Erfolgen als Profis ausholten, war das Aufsehen groß. Nie zuvor in der Geschichte dieses Sports hatten Frauen den Filzball härter geschlagen, die außergewöhnliche Athletik der beiden Mädchen war nicht minder beeindruckend. Die Williams-Schwestern, sie waren regelrechte Naturgewalten. Dass sie bald die Tour dominieren sollten, wunderte absolut niemanden.

Am Samstag (9.30 Uhr, live in Eurosport) stehen Venus und Serena Williams einander im Finale der Australian Open gegenüber. Es ist das 28. Duell (16:11 für Serena) der Schwestern, das erste liegt unglaubliche 18 Jahre (Miami, 1999) zurück. Melbourne wird also zum Schauplatz eines geschichtsträchtigen Spiels, es ist eine Reise in die Vergangenheit, sie weckt Nostalgie und ist gewiss ein Leckerbissen für Tennisromantiker. Vom Ehrgeiz zu zahllosen Erfolgen getrieben, haben sich Venus und Serena Williams in erster Linie immer als Schwestern und beste Freundinnen gesehen, niemals als Konkurrentinnen. Wenn Serena spielt, dann schaut Venus zu – und umgekehrt. Sport und Familie verbinden. „Venus ist eine totale Inspiration für mich, meine große Schwester. Sie ist meine Welt und mein Leben, sie bedeutet mir alles“, sagt Serena, 35.

„Eine Williams wird gewinnen“

Dass die ein Jahr jüngere der beiden Schwestern in Melbourne das Finale erreicht hat, überrascht nicht. Serena (6:2, 6:1 gegen Mirjana Lučić-Baroni) greift nach ihrem 23. Grand-Slam-Titel, im Fall eines Erfolgs setzt sie sich von Steffi Graf ab und steigt zur alleinigen Rekordhalterin in der „Open Era“ auf. Auch die Weltranglistenspitze – die Nummer eins, Angelique Kerber, scheiterte bereits im Achtelfinale – würde sie zurückerobern. Venus, siebenfache Major-Siegerin, steht nach dem 6:7, 6:2, 6:3 über Landsfrau Coco Vandeweghe hingegen zum ersten Mal seit Wimbledon 2009 in einem großen Endspiel, ihre Glanzzeit liegt lang zurück. „Das bedeutet mir so viel, vor allem, weil Coco so unglaublich gespielt hat. Ich musste die ganze Zeit verteidigen“, meinte Venus nach dem Einzug in ihr 15. Grand-Slam-Finale.

In Melbourne gab es einen Sister Act zuletzt 2003. Im damaligen Finale gewann Serena in drei Sätzen, „aber das ist Geschichte“, sagt Venus, davon überzeugt, auch ihr siebentes Spiel innerhalb von zwei Wochen gewinnen zu können.

Venus und Serena Williams haben spielerisch keinerlei Geheimnisse voreinander, Matches und unzähligen Trainingseinheiten haben allles offengelegt. Selbst in der unmittelbaren Matchvorbereitung auf das Finale werden sich die Wege nicht trennen. „Wir werden bestimmt miteinander plaudern. Dieses Spiel wird uns nur noch enger zusammenrücken lassen. Nichts kann unsere Familie auseinanderbringen“, versichert Serena. Und: „Egal, was passiert, eine Williams wird das Turnier gewinnen.“

Federer träumt weiter

Während in der Damenkonkurrenz das Traumfinale bereits Realität ist, wird selbiges bei den Herren zwischen Roger Federer und Rafael Nadal immer realistischer.

Federer besiegte im ersten Halbfinale Landsmann Stan Wawrinka nach dem Kampf mit 7:5, 6:3, 1:6, 4:6, 6:3 und zog zum sechsten Mal in das Endspiel der Australian Open ein. Der 35-Jährige, er hat aufgrund von Verletzungsproblemen in der Vorsaison nur sieben Turniere bestritten, greift damit am Sonntag (9.30 Uhr, live in Eurosport) nach seiner 18. Grand-Slam-Trophäe, der ersten seit Wimbledon 2012. Gegen Wawrinka spielte der einstige Branchenprimus in den ersten zwei Sätzen grandioses Tennis, nach einer Verletzungspause von Wawrinka verlor er allerdings schlagartig seinen Rhythmus und folglich die Sätze drei und vier. „Ich war angespannt“, gestand Federer, der durch das frühe Scheitern von Andy Murray und Novak Djoković seine große Chance witterte.

Gegen Wawrinka verbesserte der Basler seine Bilanz auf 19:3-Siege, auf Hartplatz blieb er auch im 14.Duell ungeschlagen. „Ich habe nicht in meinen wildesten Träumen daran gedacht, bis ins Finale zu kommen. Jetzt kann ich wirklich darüber sprechen“, strahlte Federer, der sich wie die gesamte Tenniswelt wohl insgeheim seinen über Jahre härtesten Widersacher, Rafael Nadal (heute 9.30 Uhr gegen Grigor Dimitrow, live in Eurosport), als Gegner wünscht. „Ich bin wahrscheinlich Rafas größter Fan. Er ist ein toller Wettkämpfer.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.01.2017)

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