Kein Alkohol am Praterstern?

(c) Clemens Fabry
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Wiens Drogenkoordinator will, dass Supermärkte an Betrunkene keinen Alkohol verkaufen. Bürgermeister Häupl überlegt Alkoholverbot.

Wien. Obdachlose, Schlägereien, Drogenabhängige, genervte Anrainer, die sich fragen, was da vor ihrer Haustüre passiert. Wie bekommt man die Situation am Wiener Praterstern in den Griff, ist eine Frage, die man sich schon länger in Wien stellt. Eine Petition zu einem Alkohol-Verbot vor Ort bekam 1331 Unterschriften, auch bei den ÖBB kann man sich alkoholfreie Bahnhöfe vorstellen, allerdings nicht im „Alleingang“ und ohne Unterstützung seitens der Behörden, hieß es bereits. Für den Praterstern-Vorplatz sei man ohnehin nicht zuständig, weil man nicht im Besitz von diesem sei.

Wiens Sucht- und Drogenkoordinator, Michael Dressel, hat am Dienstag nun einen anderen Vorschlag gemacht. Er hat sich gegen ein Alkoholverbot am Praterstern ausgesprochen, forderte jedoch, dass der Supermarkt im Bahnhof keinen Alkohol mehr an offensichtlich Betrunkene verkauft und wirft den ÖBB und der Handelsgruppe Rewe vor, diese Lösung aus Geschäftsinteressen abzulehnen.

„Die Verfügbarkeit von Alkohol ist dort groß. Man darf sich dann nicht wundern, wenn die Leute sich damit eindecken“, sagte Dressel. „Die ÖBB sagen jetzt, die Stadt Wien soll das Problem lösen. Was die ÖBB aber tun, ist an den Verträgen zu verdienen, die sie mit den Gewerbetreibenden dort haben – allen voran dem Rewe-Konzern – die sich weigern, freiwillig darauf zu verzichten, dort Alkohol zu verkaufen.“ Eigentlich müsse das Gleiche wie in der Gastronomie gelten: Ein Wirt darf an Alkoholisierte gar keinen Alkohol mehr ausschenken.

Ein Alkoholverbot lehnt Dressel ab. „Ich glaube nicht, dass das wirklich etwas bringt.“ Damit würde sich das Problem lediglich auf die andere Straßenseite oder auf die Kaiserwiese im Prater verlagern. Auch die Kontrolle des Verbots sieht er kritisch: „Wenn man der Meinung ist, dass man zu viel Polizeiressourcen hat, kann man das natürlich machen. Sinnvoll ist das keinesfalls.“

Das sieht Wiens Bürgermeister Michael Häupl anders. Der kann sich nämlich ein Alkoholverbot an Wiener Bahnhöfen durchaus vorstellen. Man werde das jetzt ordentlich diskutieren, sagte er am Dienstag am Rande einer Pressekonferenz. Eine Entscheidung soll es noch im heurigen Sommer geben. „Ich halte es für durchaus sinnvoll und richtig, dass man darüber neuerlich eine Diskussion beginnt. Denn das Argument, dass damit ein Verdrängungsprozess einsetzt, halte ich für nicht tauglich“, führte Häupl. Der Bürgermeister verwies auf einen entsprechenden Feldversuch am Bahnhof Dornbirn, auf dem die Besucher derzeit ohne Alkohol auskommen müssen. Man werde die Ergebnisse in die Entscheidung in Wien miteinbeziehen, erklärte Häupl.

Karlsplatz: Alles wie bisher

Bei einer anderen Baustelle ruderte der Bürgermeister allerdings wieder zurück. Er hatte am Wochenende in einem Interview mit der Zeitung „Österreich“ vorgeschlagen, die Stadt könne den Winterthur-Bau am Karlsplatz kaufen und fürs Wien-Museum nutzen. Ein später Vorstoß, immerhin sind die Pläne für den Karlsplatz umbau weit vorgeschritten. Nun sagte Häupl am Dienstag: „Ich nehme jetzt zur Kenntnis, dass alle Vorbereitungen, alle Planungen, auch mit entsprechenden anlaufenden Kosten soweit gediehen sind, dass das de facto einfach entschieden ist. Das war's.“ Bei der Zurich Versicherung hat man sich am Montag überrascht über die Kauf-Idee gezeigt. Es hätte bis dato weder Gespräche noch Kaufangebote gegeben, hieß es in einem Statement. (APA/red)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.02.2017)

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