Wie manch Landeshauptmann

Drama statt Heldensaga: Arsène Wenger ist mit Saisonende bei Arsenal Geschichte.

Arsène Wenger ist ein Fußballtrainer par excellence. Seit 21 Jahren zieht der Elsässer, 67, die Fäden bei Arsenal. Drei Titel, der letzte gelang 2004, und sechs FA-Cup-Triumphe stehen zu Buche. Dazwischen liegen Pfiffe, Finalniederlagen, Rücktrittsaufforderungen, neuerdings auch Entlassungsszenarien und über 300 Millionen Euro, die er für zu schwache Fußballer ausgegeben hat. Wenger trotzte stets jeder Kritik, er wischte sie weg wie ein österreichischer Landeshauptmann. Nun, nach dem 1:5 von München, war der Franzose gezeichnet: wieder kein Champions-League-Sieg, ein Rückspielwunder ist bloß naive Träumerei.

Noch deutlicher, aber weitaus schlimmer war das Signal, das ihm seine Spieler – allen voran der notorisch lustlose Mesut Özil – in München schickten. Bis auf Alexis Sánchez kapitulierten die Gunners-Profis geschlossen vor dem Gegner.

Auch der selbstverliebteste Trainer kann so eine Botschaft nicht übersehen. Oder doch? Nur ist es weder Eigentümern, Fans, Spielern noch Medien in den vergangenen Jahren verborgen geblieben, dass sich diese Gemeinschaft aufgebraucht hat. Man gab in Ermanglung gesuchter oder auch gewollter Alternativen Wenger stets eine weitere, letzte Saison. Und er, getrieben von seinem Tun, übersah auch geflissentlich jede Chance, um sich charmant aus der Affäre zu ziehen.

Jetzt scheint das Aus per Saisonende besiegelt, eine Verlängerung nur noch pure Illusion. Nun muss der Franzose als Verlierer gehen, unter Buhrufen sein Lebenswerk verlassen. Wenger hat dieses Drama aber selbst zu verantworten, er hätte nach dem FA-Cupsieg 2015 aufhören müssen, mit einem Höhepunkt in Würde abtreten. So, wie es sich echte Größen doch verdient hätten.

E-Mails an:markku.datler@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.02.2017)

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