Junge Start-ups liefern den Masseur oder die Putzfrau heute per Klick auf dem Handy nach Hause. Die neuen Dienstleister werden von Soziologen und Juristen skeptisch beäugt. Manche sprechen von einer Rückkehr der Diener im digitalen Zeitalter.
Michael Hagenau sitzt in einem Kaffee am Wiener Naschmarkt. Er ist jung, blond, mit leichten Schatten unter den Augen. Sein kleiner Reisekoffer steht griffbereit neben ihm auf dem Boden. Er ist schon wieder auf dem Sprung zurück in die Berliner Unternehmenszentrale. Der gebürtige Münchner leitet das Essenslieferservice Mjam in Österreich. Der einzige übrig gebliebene Konkurrent auf dem umkämpften Markt ist die holländischstämmige Firma Lieferservice. Beide beherrschen jeweils 45 Prozent. Wenn Hagenau erzählt, wie sie im Wettlauf Restaurant nach Restaurant unter Vertrag nehmen, ihre Bestell-Homepages aufrüsten und sich in ihren Werbekampagnen übertrumpfen, klingt das nach einer überlebensgroßen Partie Monopoly.
Und ganz Österreich spielt mit. Im Vorjahr sei das Marktvolumen für Lieferessen um weitere 50 Prozent gestiegen, sagt Hagenau. Ein Ende sei für ihn so schnell nicht in Sicht. 2008 gründeten ein paar Wiener Studenten um Angelo Laub das Start-up Mjam. Ihre Idee war simpel: Lieferessen gab es, aber keine Plattform, die alle Angebote bündelt, bewertet, vermittelt und dafür noch eine Provision von 15 Prozent einnimmt. Sie waren bei Weitem nicht die einzigen, die in ihrer Studenten-WG an einem Algorithmus tüftelten. Heute ist Mjam Teil des internationalen Firmennetzwerks von Delivery Hero mit Hauptsitz in Berlin. Es zählt 2000 Mitarbeiter in 33 Ländern und ist ein hochprofessioneller Konzern. Die Romantik der Studenten-WG ist passé.