Renaissance der russischen Banken

Sberbank-Chef Herman Gref kann durchatmen. Seine Bank fliegt wieder hoch.
Sberbank-Chef Herman Gref kann durchatmen. Seine Bank fliegt wieder hoch.(c) REUTERS (MAXIM SHEMETOV)
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Nach dem Katastrophenjahr 2015 befanden sich Russlands Banken 2016 wieder im Aufwind. Der Gewinn der Branchenführer Sberbank und VTB bestätigt auch das Ende der Rezession.

Wien. Die Bilanzen der russischen Großbanken scheinen derzeit zu bestätigen, dass sich die Wirtschaft des Landes 2016 doch deutlich besser gehalten hat, als dies lange kolportiert worden war. Aktuellen Daten des Statistischen Zentralamtes zufolge soll das BIP 2016 ja nur um 0,2 Prozent geschrumpft sein, womit die zweijährige Rezession zum Jahresende hin überwunden war. In diesem Umfeld hat die Sberbank einen Rekordgewinn von 542 Mrd. Rubel (8,86 Mrd. Euro) eingefahren, wie das landesweit größte Geldinstitut am Donnerstag mitteilte. Das ist ein Plus von 143 Prozent gegenüber dem Katastrophenjahr 2015, in dem die Sberbank übrigens eine der ganz wenigen Banken im Land war, die überhaupt in der Gewinnzone lagen. „Die Sberbank kommt stärker aus der Krise als jemals zuvor“, sagte Konzernchef Herman Gref. An der Börse in Moskau legten die Aktien des Unternehmens gestern um deutlich über zwei Prozent zu.

Starkes viertes Quartal

Auch das landesweit zweitgrößte Geldinstitut VTB konnte sich im Vorjahr geschäftlich wieder erholen. Wie die Bank am Mittwoch mitteilte, hat sie ihren Gewinn auf 51,6 Mrd. Rubel (837,8 Mio. Euro) verdreißigfacht. Gleich wie bei der Sberbank fiel vor allem das anziehende vierte Quartal ins Gewicht. Die Sberbank konnte in diesem Zeitraum die Ausgaben für Rückstellungen auf 60 Mrd. Rubel nahezu halbieren. Anders die VTB, die für Rückstellungen tiefer in die Tasche greifen musste als 2015.

Beide Banken befinden sich mehrheitlich im Staatsbesitz. Hauptaktionär der Sberbank ist die russische Zentralbank. Diese lässt sich primär von der Erreichung des Inflationsziels leiten und hält daher den Leitzinssatz, den sie Ende 2014 zur Abwendung eines Bankrun auf 17 Prozent hat hochschnellen lassen, nach wie vor auf dem hohen Wert von zehn Prozent. Gegenüber 2015 ist dies dennoch ein deutlicher Fortschritt. Und so stiegen die während der Wirtschaftskrise 2015 geschrumpften Einnahmen aus Kreditgeschäften im Vorjahr wieder deutlich an. Und zwar im Fall der Sberbank um 38 Prozent auf 1,36 Billionen Rubel, wodurch der Umsatz um 19 Prozent auf 1,7 Bio. Rubel kletterte. Die Nettozinsmarge verbesserte sich binnen eines Jahres von 4,4 auf nun 5,7 Prozent.

Auf den Sanktionslisten

Die VTB verdiente mit Kreditgeschäften 415 Mio. Rubel bzw. plus 43,5 Prozent gegenüber 2015.

Der russische Bankensektor durchläuft seit 2013 eine beispiellose Konsolidierung, im Zuge derer die Zentralbank die Zahl der Geldinstitute um ein Drittel auf etwa 600 reduzierte. Dieser Prozess spielt gerade den wenigen dominierenden Staatsbanken in die Hände - allen voran der Sberbank, die gemessen am Vorjahresumsatz drei Mal so groß ist wie die VTB. Beide Geldinstitute befinden sich übrigens seit 2014 auf den Sanktionslisten der USA und der EU, weshalb sie nur eingeschränkten Zugang zum internationalen Kapitalmarkt haben.

Konzentration aufs Inland

Sind die Auswirkungen der Sanktionen auf die russische Gesamtwirtschaft überschaubar, so haben sie im Falle der Banken doch zu Strategieänderungen geführt. Sowohl Sberbank als auch VTB haben ihre Auslandsaktivitäten zurückgefahren. Insofern steigt auch im Inland die Konkurrenz zwischen beiden an, zumal die VTB im Vorjahr gemeinsam mit der russischen Post die Postbank gegründet hat.

Analysten halten den Bankensektor derzeit für eine der aussichtsreichsten Branchen im Land. Die Sberbank hat im Vorjahr zumindest kurzzeitig zum ersten Mal die Rohstoffkonzerne in puncto Marktkapitalisierung überholt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.03.2017)

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