Die rechte Kandidatin Marine Le Pen tut sich in der ersten TV-Debatte der französischen Präsidnetschaftskandidaten schwer, neue Wähler zu gewinnen. Konkurrent Macron liegt in den Umfragen vorne.
Die erste TV-Debatte der aussichtsreichsten französischen Präsidentschaftskandidaten ist von durchschnittlich 9,8 Millionen Fernsehzuschauern verfolgt worden. Damit sei die mehr als dreistündige Sendung am Montagabend auf einen Marktanteil von 47,9 Prozent gekommen, teilte der Sender TF1 am Dienstag auf Twitter mit. Zwischenzeitlich hätten sogar bis zu 11,5 Millionen Zuschauer eingeschaltet.
Nach einer Blitzumfrage für den Sender BFMTV schnitt der frühere Wirtschaftsminister Emmanuel Macron dabei am besten ab: 29 Prozent der befragten Zuschauer hielten den unabhängig von den traditionellen Parteien antretenden Bewerber für den überzeugendsten. Auf Platz zwei kam der Linkspolitiker Jean-Luc Melenchon (20 Prozent), gefolgt von der Rechtspopulistin Marine Le Pen und dem Konservativen Francois Fillon (jeweils 19 Prozent). Den Sozialisten Benoit Hamon hielten dagegen nur 11 Prozent für den überzeugendsten Bewerber. Das Institut hatte für die Umfrage 1157 Zuschauer der Debatte befragt.
Auch bei den Fragen nach dem besten Programm und den meisten Qualitäten für das Präsidentenamt lag Macron vorn. Melenchon schnitt bei der Frage am besten ab, welcher Kandidat die Befragten am besten verstehe.
Le Pen am Zenit?
Die rechtspopulistische französische Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen hat ihr Wählerpotenzial nach Einschätzung von Fran Baasner, dem Chef des Deutsch-Französischen Instituts (dfi), weitgehend ausgeschöpft, während bei ihrem parteilosen Konkurrenten Emmanuel Macron noch Luft nach oben sei. "Le Pen stagniert in den Umfragen seit langer Zeit auf hohem Niveau.
"Bei Macron ist das anders", sagte Baasner der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag in Berlin. Daran habe auch die TV-Debatte nichts geändert. Le Pen hat die EU und die Bundesregierung mit den Worten angegriffen: "Die EU ist wie ein Vorhängeschloss, sie schikaniert uns." Die Chefin des Front National (FN) fügte hinzu: "Ich will nicht die Vizekanzlerin von Angela Merkel sein." Dfi-Direktor Baasner sagte: "Mit solchen Aussagen bedient Le Pen offensichtlich das Gefühl einiger Franzosen. Aber eine Mehrheit bekommt sie damit nicht." Die Debatte verfolgten dem TV-Sender "franceinfo" zufolge fast zehn Millionen Menschen.
Macron in Umfragen vor Le Pen
Der ehemalige Wirtschaftsminister Macron ist der einzige klar pro-europäische Kandidat im Rennen und hat mit seiner "En-Marche"-Bewegung die französische Parteienlandschaft aufgewühlt. "Macron hat die Chance, glaubwürdig zu machen, dass man Reformen durchsetzen kann, ohne gleich einen Systemumsturz zu starten, wie ihn Le Pen oder der Linke Jean-Luc Melenchon wollen." Für den dfi-Direktor ist die klare europäische Linie des Parteilosen ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal. "Mit seinem Mut, sich so klar für Europa auszusprechen, hat es Macron geschafft, aus dem Nichts eine Bewegung zu gründen, die einen Nerv zu treffen scheint", sagte der Frankreich-Experte: "Er hat es leicht, sich als derjenige zu verkaufen, der frischen Wind bringt."
Macron hatte Anfang des Monats Le Pen in den Umfragen überholt, die bis dahin die Favoritin für den ersten Wahlgang gewesen war. Die beiden sind damit die wahrscheinlichsten Gegner in der Stichwahl am 7. Mai. Allerdings bestehen Zweifel, ob sich der unabhängige Macron auf eine regierungsfähige Mehrheit im Parlament stützen könnte. "Das könnte auf lange Sicht zu einem Problem werden", sagte Baasner. Mit Barbara Pompili, der französischen Ministerin für Biodiversität, hat sich am Dienstag das erste Regierungsmitglied öffentlich zu Macron bekannt.
"Diese erste TV-Debatte war ein Abspulen der bekannten Positionen, große Überraschungen gab es keine. Es ging vor allem um die persönliche und rhetorische Performance der Kandidaten", sagte Baasner: "Es wäre erfreulich, wenn eine verstärkte Debatte jetzt mehr Menschen an die Wahlurne bringen würde." Gut einen Monat vor der Wahl seien viele Franzosen noch unentschieden. Umfragewerte weisen auf eine niedrige Wahlbeteiligung hin.
(APA/dpa/Reuters)