Die junge Generation Hongkongs kämpft für mehr Mitbestimmung, doch Chinas Führung bleibt unerbittlich. Am Sonntag wird ein neuer Regierungschef gewählt. Aktivisten erklären, warum wahre Demokratie anders aussieht.
Wenn Nathan Law aus dem Fenster seines Abgeordnetenbüros blickt, sieht er den Hongkonger Hafen und die Skyline der Finanzmetropole. Um diesen Ausblick würden ihn Bankvorstände beneiden, dabei ist der 23-Jährige noch Student und lernt an seinem Schreibtisch für eine Prüfung. Zugleich ist er der jüngste Abgeordnete, der jemals ins Stadtparlament von Hongkong eingezogen ist. Am Sonntag wird er über die Neubesetzung des höchsten Regierungsamts seiner Stadt mit abstimmen. Doch hier fängt das Problem aus seiner Sicht an: Die kommunistische Führung in Peking hat bereits entschieden, wer den Posten bekommen soll.
Der Vorraum seines Büros gibt einen Eindruck, wie Nathan Law und seine Mitstreiter sich auf ihre Weise auf den Wahlsonntag und die Tage danach vorbereiten. Auf dem Boden stapeln sich Kisten mit Flugblättern. Seine Mitarbeiter, kaum einer älter als er, hauen in die Tasten und mobilisieren über die Social-Media-Kanäle für Proteste.