Mit den Casinos an die Europa-Spitze

Der Konsumgüterund Marketing- Profi Robert Chvatal hat Sazka in die Gewinnzone geführt.
Der Konsumgüterund Marketing- Profi Robert Chvatal hat Sazka in die Gewinnzone geführt.(c) Guenther PEROUTKA / WirtschaftsBlatt / picturedesk.com (Guenther PEROUTKA)
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Der neue Großaktionär Sazka hat bei Casinos Austria viel vor. Innovationen sollen vernachlässigtes Wachstum ankurbeln.

Prag. Der Deal ist von den Kartellbehörden noch nicht abgesegnet, aber die tschechische Sazka-Gruppe ist überzeugt, dass sie für den Kauf von 34 Prozent an den Casinos Austria und 11,56 Prozent an deren Tochter Lotterien grünes Licht erhält. Was liegt da näher, als sich schon in Stellung zu bringen und die Grundzüge der Unternehmensstrategie zu umreißen? „Österreich ist ein wichtiger Schritt auf unserem Weg, einen der größten Glücksspiel-Konzerne Europas zu bauen“, sagt Sazka-Chef Robert Chvatal im Gespräch mit der „Presse“ in Prag. In Österreich bestehe noch Wachstumspotenzial.

Die Sazka-Gruppe, die von den tschechischen Milliardären Karel Komarek und Jiří Šmejc 2011 aus der Beinahe-Pleite übernommen und von Chvatal auf Gewinnkurs gebracht wurde, ist inzwischen nicht nur in Tschechien tätig. Sie hält auch die Mehrheit an der griechischen Opap, einem der weltweit größten Lotto- und Sportwettenanbieter, sowie an Lottoitalia, der Nummer eins in Europa. Dort ist auch die Novomatic mit von der Partie, die nach einer harten Bieterschlacht Anteile an den Casinos (17,2 Prozent) und den Lotterien (12,5 Prozent) erworben hat. Konsolidiert kommt die Sazka-Gruppe auf rund vier Mrd. Euro Umsatz und ein operatives Ergebnis (Ebitda) von 262 Mio. Euro.

Strategische Investoren

„Mit uns und Novomatic haben die Casinos erstmals strategische Investoren mit Erfahrung in der Glücksspielindustrie“, verweist Chvatal auf die Vorteile der Neuausrichtung. „Wir haben daher Vergleichsmöglichkeiten, wo es gut und weniger gut läuft.“ Er verknüpft seine noch äußerst vorsichtig formulierte Kritik auch mit einer Erklärung, warum der heimische Glücksspielkonzern bisher nicht so optimal unterwegs war. „Wenn man zu viele Eigentümer hat, kümmert sich keiner.“

Die Casinos hatten ein kompliziertes Aktionärsgeflecht. Die mehr als zehn Eigentümergruppen waren zwar über Syndikatsverträge aneinander gebunden, zogen aber nicht immer am selben Strang und waren vor allem an den (nicht immer kräftig sprudelnden) Gewinnen interessiert. Künftig gibt es drei Großaktionäre: Sazka, Novomatic (die gerade die deutsche Casino-Royal-Gruppe gekauft hat) und die Staatsholding Öbib (33,24 Prozent).

Chvatal, der vor seiner jetzigen Tätigkeit Chef von T-Mobile Austria war und daher Österreich sehr gut kennt, verweist auf ein Phänomen, mit dem alle marktdominierenden Unternehmen zu kämpfen haben. „Auch wenn man eine bekannte Marke hat, ist das keine Garantie für automatisches Wachstum.“ Größe allein sei zu wenig, vielmehr sei es wichtig, ununterbrochen Innovationen zu bringen.

Vor allem bei Lotto gelte es, jüngere Konsumenten anzusprechen. „Die gehen nicht mehr in die Trafik und warten auch nicht am Sonntag vor dem TV-Gerät auf die Ziehung.“ In Tschechien hat Sazka deshalb Ende Februar das erste „Glücks-Café“ eröffnet. In lockerer Atmosphäre erhält man zu jeder Konsumation ein Los gratis und kann noch andere Lottoprodukte kaufen. Heuer sollen drei weitere Cafés in Prag eröffnet werden.

Generell forciert Sazka Marketing und Digitalisierung. „Wir können aber auch von den Österreichern viel lernen“, ist Chvatal von der Win-win-Situation für alle Beteiligungen und entsprechenden Synergien überzeugt. Die Österreichischen Lotterien, die auch die einzige Lizenz für Onlinespiele haben, „sind uns bei Onlinespielen zehn, 15 Jahre voraus“. Sazka wiederum habe bei der Bekämpfung illegaler Online-Anbieter in Tschechien Erfolg. Da habe das österreichische Gesetz Lücken. „Auch Bundeskanzler Christian Kern hat schon gefragt, wie wir das machen.“

Österreich ist freilich nicht der letzte Stein im Expansionspuzzle. Interessant seien Privatisierungen in den Niederlanden und Großbritannien, erzählt Stephan Dlouhy, für Investments zuständiger Sazka-Vorstand. Im Fokus habe man Italiens zweite Lottolizenz. Und auch bei der Casag wolle man zukaufen, betont Dlouhy, der gerade in den Aufsichtsrat der Österreichischen Lotterien gewählt wurde. „Der Staat soll aber zumindest 25 Prozent plus eine Aktie halten, das ist wichtig in einem so sensiblen Geschäft.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.04.2017)

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