Die Schlepper von Flüchtlingen verdienen wie nie zuvor. Vor allem in Libyen, wo die Menschenhändler immer brutaler werden; aber auch die Westbalkanroute ist noch lange nicht dicht.
An der Küste vor der westlibyschen Stadt Sabrata wurde vor Kurzem ein grausiger Fund gemacht: 22 Leichen von Flüchtlingen lagen im Sand. An die Bilder von ertrunkenen Migranten hatten sich die Sicherheitskräfte schon gewöhnt, aber diese Menschen waren erschossen worden. Bald stellte sich heraus, dass die Flüchtlinge ein Schiff in Richtung Italien besteigen hätten sollen, aufgrund des schlechten Wetters und des miesen Zustands des Bootes weigerten sie sich aber. Die bewaffneten Schlepper duldeten keinen Widerspruch und schossen sofort – wenig später war das Boot mit willigeren Flüchtlingen aufgefüllt.
Für die Schlepper-Experten der europäischen Polizeibehörde Europol ist dieser Vorfall ein neuer Beweis dafür, dass sich trotz vieler Maßnahmen der Menschenschmuggel nicht nur weiter ausbreitet, sondern auch der Konkurrenzkampf noch brutaler wird. Immerhin geht es um ein Milliardengeschäft. Laut Europol-Chef Robert Wainwright ist der Menschenschmuggel das am schnellsten wachsende Geschäftsfeld von kriminellen Organisationen.