Teilzeit statt Frühpension

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
  • Drucken

Die Zahl der Älteren, die mit AMS-Förderung ihre Arbeitszeit reduzieren, ist zuletzt stark gestiegen. Ein Grund dürfte die Einschränkung bei der Hacklerregelung sein.

Wien. Die Möglichkeit, in den Jahren vor der Pension die Arbeitszeit zu reduzieren, wird in Österreich immer stärker genützt. Im Vorjahr waren 27.712 ältere Arbeitnehmer in Altersteilzeit, auch 2015 war mit 22.087 Personen ein deutlicher Anstieg verzeichnet worden. Davor war die Zahl jahrelang zwischen rund 17.200 und 18.200 gependelt.

Die Zahlen wurden vom Sozialministerium auf der Basis von Daten des Arbeitsmarktservice (AMS) erhoben. Laut dem Ministerium dürfte der Anstieg einerseits demografische Gründe haben, andererseits aber auch eine Folge der Verschärfungen beim Pensionszugang sein, vor allem der Einschränkungen bei der Hacklerregelung. Anders gesagt: Wer schon nicht früher in Pension gehen kann, möchte wenigstens weniger Wochenstunden arbeiten.

Bei der Altersteilzeit wird die Arbeitszeit um 40 bis 60 Prozent reduziert, für die Differenz zu seinem bisherigen Entgelt bekommt der Arbeitnehmer einen 50-prozentigen Lohnausgleich. Zum Beispiel für die halbe Arbeitszeit erhält man also 75 Prozent seiner bisherigen Bezüge. Dem Arbeitgeber ersetzt das AMS einen Teil der Kosten, die ihm dadurch entstehen.

Voraussetzung ist, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer eine entsprechende Vereinbarung abschließen. Der frühestmögliche Zeitpunkt, um Altersteilzeit in Anspruch zu nehmen, ist sieben Jahre vor Erreichen des Regelpensionsalters – Männer müssen also mindestens 58 Jahre alt sein, bei Frauen hängt das Zugangsalter vom Geburtsdatum ab. Wer am 1. Dezember 1963 oder früher geboren ist, kann frühestens mit 53 Jahren die Arbeitszeit reduzieren, danach steigt das Eintrittsalter mit dem Anstieg des Regelpensionsalters. Da aber der AMS-Zuschuss (Altersteilzeitgeld) immer nur für maximal fünf Jahre bezogen werden kann, nützen die meisten die Altersteilzeit erst in den letzten fünf Jahren vor ihrem Pensionsantritt.

Mehr Frauen als Männer

Im Vorjahr waren mehr Frauen (15.875) in Altersteilzeit als Männer (11.837). Nach Branchen waren öffentlicher Dienst, Gesundheits- und Sozialwesen sowie der Handel besonders stark vertreten – und generell der Dienstleistungssektor stärker als die Produktion. Dazu passt, dass inzwischen das „kontinuierliche Modell“, das im Handel und Dienstleistungsbereich verbreiteter ist, weitaus häufiger in Anspruch genommen wird als das „Blockzeitmodell“. Bei Ersterem arbeitet man während der gesamten Laufzeit in verringertem Ausmaß weiter, bei Letzterem wird zunächst in Vollzeit weitergearbeitet, dann folgt eine maximal zweieinhalbjährige Freizeitphase. Das Blockmodell war bis vor einigen Jahren beliebter, inzwischen hat sich das umgekehrt: Mehr als doppelt so viele Menschen nehmen jetzt das kontinuierliche Modell in Anspruch.

Kosten nicht ganz so stark gestiegen

Die geblockte Variante ist laut Sozialministerium vor allem in Produktionsbetrieben üblich. Für die Beschäftigerbetriebe ist sie jedoch finanziell weniger günstig: Erstens wird den Arbeitgebern ihr Ausfall nur zu 50 Prozent vom AMS ersetzt, beim kontinuierlichen Modell dagegen zu 90Prozent. Und zweitens muss beim Blockmodell spätestens zu Beginn der Freizeitphase eine arbeitslose Ersatzarbeitskraft angestellt oder ein Lehrling aufgenommen werden.

Da insgesamt mehr Menschen in Altersteilzeit gehen, sind auch die Aufwendungen dafür wieder gestiegen: Zwischen 2010 und 2013 sanken sie von 255,1Millionen auf 204,1Mio. Euro, bis 2015 wuchsen sie jedoch wieder auf 268,9 Mio. Euro an. Im Vorjahr wurden bereits 349,2 Mio. Euro dafür ausgegeben. Laut Sozialministerium haben sich die Kosten jedoch nicht ganz so stark erhöht wie die Zahl der Bezieher. Das liege unter anderem daran, dass die Zahl der Anspruchsberechtigten in niedriger entlohnten Branchen, wie dem Handel, stärker gestiegen sei als in Bereichen, in denen die Löhne im Schnitt höher sind.

Altersteilzeit in Anspruch nehmen kann übrigens nicht jeder Arbeitnehmer: Voraussetzung ist, dass man in den letzten 25 Jahren davor mindestens 780 Wochen (15 Jahre) arbeitslosenversicherungspflichtig beschäftigt war. Zudem darf man im letzten Jahr vor der Altersteilzeit keine Teilzeitbeschäftigung unter 60 Prozent der Normalarbeitszeit ausgeübt haben. Beim selben Arbeitgeber beschäftigt sein muss man seit mindestens drei Monaten. (cka/APA)

AUF EINEN BLICK

Altersteilzeit. Frühestens sieben Jahre vor dem Erreichen des Regelpensionsalters kann sie in Anspruch genommen werden: Arbeitnehmer reduzieren ihre Arbeitszeit um 40 bis 60 Prozent und bekommen einen 50-prozentigen Lohnausgleich, der Arbeitgeber erhält für maximal fünf Jahre einen Teil der Kosten vom AMS ersetzt. Die Zahl derer, die das Modell nützen, ist im Vorjahr stark gestiegen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.04.2017)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Österreich

Altersteilzeit wird immer beliebter - Kosten stark gestiegen

Die Altersteilzeit wurde im Vorjahr von 27.700 Personen in Anspruch genommen. Hauptgrund dürfte der erschwerte Zugang zur sogenannten Hacklerpension sein.
Karriere-News

Was „flexibel arbeiten“ alles sein kann

Arbeitszeitmodelle. Viele reden darüber, wenige wissen, was wirklich möglich ist. Auch hinter scheinbar altbekannten Varianten verstecken sich neue Details. Diese sind durchaus einen zweiten Blick wert.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.