Analyse. Worauf die neue SPÖ-Kampagne abzielt – und warum sie dabei auf den schwammigen Begriff „Mittelschicht“ setzt.
Ist es ein Zwischenwahlkampf oder schon der richtige Wahlkampf? Die SPÖ fährt seit einigen Tagen eine Mittelschicht-Kampagne: Nach einem Auftritt von Bundeskanzler Christian Kern, der als Pizzabote verkleidet die Sorgen der Mittelschicht kennenlernen wollte, hat die SPÖ ein Video mit einer „Chantal“ online gestellt: Sie beschwert sich darüber, von ihrem Einkommen nicht leben zu können und fordert 1500 Euro Mindestlohn. Weitere Aktionen werden folgen.
Damit hat die SPÖ Häme von der politischen Konkurrenz und in sozialen Netzwerken geerntet. Doch die Partei folgt einem klaren Kalkül: Sie nimmt jene politischen Analysen ernst, die die Erosion der Volksparteien und die Abwanderung der Wähler zu den Rechtspopulisten auf die Abstiegsängste der Mittelschicht zurückzuführen ist. Und darauf, dass sich diese von den etablierten Parteien nicht mehr ernst genommen fühlt.