OMV rüstet für elektrische Zukunft

Zehn bis 30 Prozent der österreichischen Autos könnten 2030 Strom statt Sprit schlucken.
Zehn bis 30 Prozent der österreichischen Autos könnten 2030 Strom statt Sprit schlucken.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
  • Drucken

Der Ölkonzern OMV steigt beim E-Ladenetz des Verbunds ein. Es ist ein Signal im Bemühen um CO2-Reduktion – aber auch ein unumgänglicher Schritt für ein langes Leben.

Wien. So wie OMV-Downstream-Chef Manfred Leitner es formuliert, klingt die Kooperation zwischen Österreichs zwei größten Energieversorgern wie eine längst ausständige Milchmädchenrechnung: „Der Verbund hat grünen Strom, die OMV hat sehr viel Infrastruktur.“ Diese Kompetenzen sollen nun zum beiderseitigen Gewinn bei der E-Mobilität gebündelt werden.

Konkret steigt der Öl- und Gasproduzent bei der Verbund-Tochter Smatrics ein. Ihr 2012 mit Siemens gegründetes Unternehmen ist mit 400 grünen Stromladestationen Österreichs Vorreiter bei E-Mobilität. 49 stehen schon jetzt an 15 OMV-Standorten, man beginnt also nicht bei null. Im Austausch für 40 Prozent der Smatrics-Anteile soll die Kapitalaufstockung durch die OMV in den kommenden zwei Jahren die Verbesserung des Netzes in Österreich und die Expansion in Deutschland tragen. Anschließend könnte der CEE-Raum folgen, das sei aber noch offen.

„Auf Augenhöhe“ laufe die Beteiligung ab, betonen Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber und Leitner. So soll der Verbund, der 86 Prozent hält, Anteile an die OMV übertragen und ebenfalls nur noch 40 Prozent halten. Den Rest bekommt Siemens. Smatrics werde seine Serviceleistungen weiterhin anderen als der OMV anbieten können, betont Leitner. „Wir sind für Kooperationen offen, aber nicht für mehr Eigentümer.“

Smatrics: Wenig rentables „Pflänzchen“

„Der Umsatz ist klein, wir sind gerade über die Million gekommen“, sagt Anzengruber über sein „Pflänzchen“ Smatrics. Auch die geplanten Investitionen hielten sich, öffentliche Unterstützungen bereits inkludiert, im niedrigen zweistelligen Millionenbereich. Das Potenzial sei aber da. Das zeige die 74-prozentige Steigerung der privaten E-Auto-Neuzulassungen im ersten Quartal gegenüber 2016. Das erkannte auch die OMV, die ihr Hauptgeschäft mit fossilen Brennstoffen macht. Leitner rechnet vor: Für 2030 gingen die Prognosen zwar auseinander, aber der heimische Fuhrpark werde dann zu zehn bis 30 Prozent aus E-Autos bestehen. Zehn bis 30 Prozent, die nicht mit Sprit an den 350 österreichischen OMV-Tankstellen befüllt werden. „Wir wollen bei dieser Entwicklung dabei sein“, sagt Leitner.

Der Segen der Regierung ist dem Konzern gewiss. Sie verteilt derzeit großzügige Unterstützungen, um E-Autos attraktiv zu machen und ihr Soll bei den Pariser Weltklimazielen zu erreichen. Bis zu 10.000 Euro Förderung erhält jede neu errichtete Ladestation – sofern sie öffentlich zugänglich ist und sich aus erneuerbarer Energie speist.

Aber sind auch Europas Autobauer bei dem Plan dabei? Aus Deutschland wurde heftig gegen die EU-Vorgabe lobbyiert, die vorschreibt, dass die Flotte der Kfz-Bauer ab 2020 im Schnitt nur noch 95 Gramm CO2 pro gefahrenen Kilometer ausstoßen darf – ohne Erfolg. „In Europa fällt mir kein Autobauer ein, der sich heute nicht massiv mit dem Thema auseinandersetzt“, sagt Anzengruber. „Die Strafen, die drohen, wenn sie die Zielvorgabe nicht erreichen, sind drakonisch.“ Die Mitbewerber aus USA und Asien werde man auch nicht tatenlos vorbeiziehen lassen.

Eine Zusammenarbeit könnten OMV und Verbund sich auch bei den Themen Versorgungssicherheit und grünem Wasserstoff vorstellen, eine finale Entscheidung stehe aber aus. Grün gewonnener Wasserstoff ist besonders für die OMV attraktiv: Sie propagiert Wasserstoffverbrennungsmotoren als Alternative zu E-Autos. Diese seien mit den Pariser Klimazielen genauso kompatibel. Bisher gibt es erst vier öffentliche Wasserstofftankstellen in Österreich – allesamt von der OMV betrieben. Man könne mit der Technik schon quer durch das Land fahren, so Leitner, „aber wenn die Autos nicht produziert werden“, gebe es „ein Henne-Ei-Problem“, appelliert er in Richtung Kfz-Industrie.

„Herumgeisternde Fantasien“

Unternehmensinterna, die viele abseits Smatrics interessiert hätten, wurden großräumig umgangen. Aus gutem Grund: Nachdem Ex-OMV-Chef Gerhard Roiss jüngst mit der Bestellung zum neuen Verbund-Präsidenten von Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner mit der Aufgabe betraut wurde, den Vorstand von vier auf zwei Personen zurechtzustutzen, wackelt Anzengrubers Vertragsverlängerung in der rot-schwarzen Führungsriege. Dazu hieß es nur: „Heute sind nicht die möglicherweise herumgeisternden Fantasien über OMV und Verbund das Thema.“ (loan)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.04.2017)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

OMV und Verbund fixieren Kooperation fuer gemeinsame Zukunftsthemen im Energiebereich
Österreich

OMV und Verbund bauen Strom-Ladenetz für E-Autos

OMV und Verbund wollen gemeinsam das Strom-Ladenetz für E-Autos im In- und Ausland ausbauen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.