AS Monaco, Überraschungsteam der Saison, bekam beim 0:2 gegen Juventus Turin die Grenzen aufgezeigt. Der Finaleinzug der Italiener scheint nur noch Formsache zu sein.
Juventus Turin ist dem Einzug in das Finale der Champions League Mittwochabend einen großen Schritt näher gekommen. Die Italiener besiegten den AS Monaco im Halbfinalhinspiel auswärts mit 2:0, für beide Treffer zeichnete der Argentinier Gonzalo Higuain verantwortlich. Das Rückspiel in Turin findet kommenden Dienstag (20.45 Uhr) statt.
Das Spiel zwischen Monaco und Juventus war gezeichnet von Gegensätzen. Torfabrik gegen Abwehrbollwerk, jugendliche Unbekümmertheit gegen schier unendlich viel Routine. Das Durchschnittsalter der Monegassen betrug 25,5 Jahre, jenes der Gäste aus Italien 31. Und diese Begegnung wurde im Vorfeld auch zum mit Spannung erwarteten Vergleich zwischen Kylian Mbappé (18) und Gianluigi Buffon (39), dem jüngsten respektive ältesten Spieler auf dem Rasen, hochstilisiert.
Während Mbappé in den vorangegangenen vier K.o.-Spielen der Champions League gegen Manchester City und Borussia Dortmund nicht weniger als fünf Treffer erzielte, musste Buffon im Vergleichszeitraum kein einziges Gegentor hinnehmen. Es dauerte nicht lange, bis sich die beiden Ausnahmespieler im mit 18.500 Zuschauern selbstverständlich ausverkauften Stade Louis II erstmals im direkten Duell gegenüberstanden. Ein Kopfball Mbappés in der 13. Minute fiel noch zu unplatziert aus, drei Minuten später rettete Buffon bei seinem 100. Champions-League-Einsatz gegen den Teenager mit einer Glanzparade.
Italienischer Beton
Diese Szene war eines der wenigen Glanzlichter der ansonsten so eindrucksvollen monegassischen Offensive, die an diesem Abend enttäuschte. Es fehlte an Tempo und Kreativität im Spiel nach vorne, wenngleich der Gegner die Defensivarbeit, das möchte man glauben, erfunden hat. Juventus hatte im Achtel- und Viertelfinale bereits Porto und Barcelona zur Verzweiflung gebracht. Wer gegen Messi, Neymar und Suarez 180 Minuten ohne Gegentor bleibt, der versteht sein Fach wahrhaftig. Einzig in der Gruppenphase zappelte der Ball in sechs Spielen zwei Mal (je einmal gegen Lyon, Sevilla) im italienischen Tornetz.
Juventus allein auf seine Defensivkunst zu reduzieren, käme allerdings einer Majestätsbeleidigung gleich. Dybala, Higuain und Mandzukic bürgen für Qualität, Assists und Tore, in der 29. Minute erbrachte der Argentinier Higuain einen ersten Nachweis. Nach sehenswerter Fersler-Vorlage von Dani Alves schloss der 90-Millionen-Mann – er kam im Sommer von Napoli – gekonnt zum 1:0 ab. Wenn Juventus in einem Fußballspiel erst einmal in Führung geht, dann ist der Ausgang vorhersehbar. Dass die Alte Dame ein 1:0 verspielte und noch als Verlierer vom Platz ging, geschah in der Champions League zuletzt vor einer gefühlten Ewigkeit, nämlich 2009 in der Gruppenphase gegen Bayern München.
Weil Monaco aber nicht München ist, blieb eine Wende an diesem Abend aus. Gleich nach Wiederanpfiff fanden die Franzosen durch Falcao (47.) und Bernardo Silva (51.) gute Möglichkeiten vor, der zweite Treffer von Higuain (59.) aber erstickte sämtliche Bemühungen der Gastgeber im Keim. Erneut lieferte Dani Alves die perfekte Vorarbeit, erneut stand der im französischen Brest gebürtige Torjäger, der im Alter von zehn Monaten mit seinen Eltern nach Argentinien zog, goldrichtig. Der Weg ins Finale scheint für Juventus vorgezeichnet, das Rückspiel nur noch Formsache.
("Die Presse", Printausgabe 4.5.2017)