Die Konzernspitze von Volkswagen dürfte bereits Mitte 2014, mehr als ein Jahr früher als zugegeben, von den Abgasmanipulationen gewusst haben. Das legt ein neues Buch nahe.
Es war ein seltsames Bild, das sich im Frühjahr 2013 auf einer Straße in Kalifornien bot: An einem Auspuff eines VW Jetta hingen Schläuche und Kabeln, die zu einem Holzkasten im Kofferraum des Autos führten. Die beiden Studenten der West Virginia University, Hemanth Kappanna aus Indien und Marc Besch aus der Schweiz, überprüften damit, ob der Dieselmotor tatsächlich so sauber und umweltfreundlich ist, wie das VW in der Werbung behauptet. Was sie bei diesen Messungen feststellten, löste den größten und teuersten Automobilskandal der Geschichte aus.
Erstmals arbeitet jetzt ein Buch die VW-Abgasaffäre auf und beleuchtet vor allem die Bemühungen und die Tricks, mit denen Volkswagen versucht hat, die Manipulationen in den USA zu vertuschen. Das Buch „Wachstum über alles. Der VW-Skandal“ (Droemer, 400 Seiten) erscheint am 23. Mai und liegt der „Presse“ exklusiv in Österreich in einer Korrekturversion vor.
Die Recherchen des Autors, Jack Ewing, Journalist der „New York Times“, bringen die Spitze des Konzerns, inklusive des damaligen Vorstandsvorsitzenden, Martin Winterkorn, unter Druck: Denn Indizien weisen darauf hin, dass die Spitzenmanager schon Mitte 2014 über die Manipulationen informiert gewesen sein dürften. Offiziell erklären Winterkorn und die Konzernspitze, erst im September 2015 von den Abgasmanipulationen erfahren zu haben.