Voest: Abenteuer in Texas wird teurer

Weniger Umweltauflagen, niedrigere Energiepreise, niedrigere Steuern: Langfristig rechne sich das Investment in Texas, ist Voest-Chef Wolfgang Eder überzeugt. Dass die Errichtung der Anlage nun doch teurer ist als ursprünglich kalkuliert, ist dennoch mehr als ein Wermutstropfen.
Weniger Umweltauflagen, niedrigere Energiepreise, niedrigere Steuern: Langfristig rechne sich das Investment in Texas, ist Voest-Chef Wolfgang Eder überzeugt. Dass die Errichtung der Anlage nun doch teurer ist als ursprünglich kalkuliert, ist dennoch mehr als ein Wermutstropfen.(c) Voest
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Die Errichtung der Voest-Fabrik in Texas kostete um 30 Prozent mehr als ursprünglich geplant. Unterm Strich sei das Werk aber hochrentabel, betont der Konzern.

Linz. Jetzt liegt sie vor – die Schlussabrechnung des Stahlkonzerns Voestalpine für das neue Roheisenwerk in Texas, das nach gut zweijähriger Bauzeit im Herbst eröffnet wurde: Die endgültigen Projektkosten belaufen sich auf 1,012 Milliarden Dollar (930 Millionen Euro). Ursprünglich wurden dafür 550 Millionen Euro kommuniziert. Von massiven Kostenüberschreitungen war bereits im Vorfeld die Rede.

„Das Projekt war immer in US-Dollar finanziert und auch abgerechnet – und die budgetierte Zahl lautete 742 Millionen Dollar“, sagte Konzernsprecher Peter Felsbach am Mittwoch. Somit sei das Eisenschwammwerk im texanischen Corpus Christi um ein gutes Drittel teurer gekommen als gedacht.

Dass der Dollar mittlerweile gegenüber dem Euro stark an Wert gewonnen hat, hat auf die Voest keine weiteren finanziellen Auswirkungen, da das ganze Projekt in Dollar finanziert worden ist. Immer wieder wurde betont, dass sich die Investition trotz der höheren Anschaffungskosten in acht bis zehn Jahren amortisiert haben wird.

Wochenlange Regenfälle

Die Entscheidung für die damals schon als „größte Einzelinvestition in der Konzerngeschichte“ eingestufte Werkserrichtung in den USA fiel bereits 2012, nun ist das Investment noch größer als gedacht.

Als einen der Gründe für die nach oben geschnellten Projektkosten führte Felsbach die wochenlangen, massiven Regenfälle beim Baustart an. „Das waren Unwetter, die es in Texas bisher noch nie gegeben hat“, betonte er.

Weiters hätte in Corpus Christi während der Errichtung der Direktreduktionsanlage ab 2014 ein nicht absehbarer, durch das (billige) Schiefergas befeuerter Bauboom eingesetzt, wodurch Materialen wie Beton aber auch Arbeitskräfte äußerst knapp waren und die Preise dafür „durch die Decke gingen“. Während die Voest baute, seien in der texanischen Stadt von mehreren Konzernen gleichzeitig in Summe 40 Milliarden Dollar investiert worden.

Zu Buche schlugen aber auch „Zusatzinvestitionen“, die im Zuge des Projektes dazugekommen seien. Die Rede ist hier von unvorhergesehenen Kosten für Umweltschutzmaßnahmen und Lärmschutz. Ursprünglich nicht budgetiert war beispielsweise eine sieben Fußballfelder große Lagerhalle für die Vormaterialien. Da es in Corpus Christi am Golf von Mexiko sehr windig ist, wäre ohne Überdachung zu viel Staub aufgewirbelt worden.

Nach einer sechsmonatigen Hochlaufphase ist das neue US-Werk seit 1. April 2017 in Vollbetrieb. Nun sollen dort jährlich zwei Millionen Tonnen Eisenschwamm (Hot Briquetted Iron, HBI) als Vormaterial für die Stahlproduktion erzeugt werden. Das Roheisenwerk in Texas bedeute für die Voest „künftig eine deutliche Reduktion des Energieeinsatzes, eine standortspezifische Verringerung der CO2-Emissionen um bis zu fünf Prozent sowie eine Verbreiterung der Rohstoffbasis“.

Voest-Aktie reagiert nicht

„Bereits im ersten Betriebsmonat unter Vollauslastung erzielte das neue Werk ein positives Ergebnis“, betont die Voest in einer Aussendung. Der überwiegende Teil der für das Projekt erforderlichen Investitionen sei bereits über die drei Geschäftsjahre 2013/14, 2014/15, 2015/16 abgerechnet, teilte der Konzern gestern mit. Auf das jüngste Fiskaljahr 2016/17 (per Ende März) sei „nur noch eine vergleichsweise überschaubare Restinvestition“ entfallen. Die Bilanz wird am 1. Juni veröffentlicht.

Die Voest-Aktie reagierte auf die Nachricht kaum und lag am Nachmittag knapp unter dem Schlusskurs des Vortags. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.05.2017)

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